Samstag, 15. März 2008

Wieder im Campo!

¡Hola!

Seit mittlerweile drei Wochen befinde ich mich wieder im "Ländle", in meinem Dorf Tomaycuri im Norden Potosis. Für das Programm der Fundación Pueblo im Dorf ist seit diesem Jahr eine neue Encargada (Lokalkoordinatorin) zuständig - Sandra, eine Bolivianerin aus Llallagua, die nun mit mir versuchen wird, die Arbeit mit den Becados (Stipendiaten), Anfitrionas (Gastmütter), Dorfautoritäten, LehrerInnnen, ... bestmöglichst zu erledigen und zu koordinieren.
Leider war ich in der ersten Woche, nach nur zwei Tagen im Dorf, wieder einmal krank - wahrscheinlich habe ich etwas Falsches gegessen und schon waren wieder ein paar Tage mit Durchfall und Bauchgrimmen angesagt. Aber gut: Alles was einem nicht umbringt, macht einem nur härter. ;-)
Mit den Transportmitteln hatte ich auch nicht wirklich Glueck: Da ich in der ersten Woche krank war, wollte ich bereits am Donnerstag nach Llallagua fahren und, falls es nicht besser geworden wäre, bis nach La Paz - aber wie immer kam alles anders als geplant: Jenen Donnerstag saß ich ab acht Uhr frueh herum und wartete, dass ein Auto oder LKW käme, das mich mitnähme. Im Endeffekt wartete ich bis fuenf Uhr abends und in diesen neun Stunden des Wartens kam einfach nichts, das irgendwie einem Fahrzeug ähnlich gesehen hätte. Ich weiss selbst nicht, wie ich diese Geduld fuer jene ewigen neun Stunden des Wartens aufgebracht habe - aber vielleicht hat sich ja doch schon etwas bei mir selbst verändert. :-) Schlussendlich fuhr ich erst freitags nach Llallagua.
Nachdem alle 45 Plätze der Schülerpension vergeben waren, begann in der Woche ab 3. Maerz meine Arbeit mit den Kindern. Morgens und abends jeweils zwischen einer und zwei Stunden "Nachhilfe", in denen wir die Hausaufgaben machen, didaktische Spiele spielen und das in der Schule Gelernte vertiefen. Nicht immer einfach, aber mir macht es trotzdem Spaß. Ab dieser Woche, die bereits die fuenfte (!) Schulwoche dieses Jahres darstellt, begann auch der Englisch-Unterricht. Dank der Schulbuecher, die das BG/BRG Freistadt zur Verfügung stellte, kann nun endlich der Unterricht, auch mit meiner Hilfe, abwechslungsreicher gestaltet werden. Erste Fortschritte sind insofern bemerkbar, dass die SchülerInnen, denen die Aussprache der englischen Wörter sehr schwer fällt, mit Hilfe von Liedern viel schneller die richtigen Laute finden und endlich nicht die Wörter einfach so aussprechen, wie man sie schreibt.
Fortsetzung meiner Mausgeschichte: Nachdem nun mein "Ratoncito" (Mäuschen) begann, meine Karotten und mein Brot, das sich in den besten Verstecken befindet, zu fressen, musste eine stärkere Waffe her. Zum ersten Mal in meinem Leben verwendete ich Rattengift und es scheint erfolgreich gewirkt zu haben. Hoffentlich!
Vergangenen Freitag stellten Sandra (Encargada) und ich zum ersten Mal in Boliven Brot her - aus sieben Kilo Mehl und etlichen anderen Zutaten wurden 108 Brötchen gemacht, die fuer zirka eineinhalb Wochen reichen sollten. Das Brot wurde ein voller Erfolg und ich habe bereits wieder Mehl gekauft um weitere "Luxusbrötchen" mit Kaese usw. zuzubereiten.
Da wir uns gerade am Ende des Sommers befinden, ist hier in Bolivien Zeit der Ernte - die Märkte quellen über mit aller Art von Früchten. Zum ersten Mal in meinem Leben durfte ich frische Feigen, Chirimoya und Granatäpfel probieren.
In Llallagua, der Stadt, in die ich normalerweise am Wochendende zum Einkaufen, Internet surfen usw. fahre, habe ich mein Zimmer gewechselt - jenes, das ich mit Andreas, dem zweiten Volontär der Fundación Pueblo, der sich bereits wieder in Deutschland befindet, geteilt habe, wurde gekündigt und ich wohne nun im Haus zweier Schweizer, Esther und Philippe, die für zwei Jahre in Llallagua in einem Jugendzentrum arbeiten werden. Und ich muss sagen, es gefällt mir gut - vor allem muss ich mich nicht mehr mit meiner Vermieterin streiten, wenn ich einmal die Woche duschen moechte!
Das Wetter ist zur Zeit sehr unbeständig - manche Tage regnet es beinahe ununterbrochen und alles verwandelt sich in ein riesiges Matschfeld. Aber es gibt auch Tage, an denen die Sonne scheint und die Temperaturen mehr als zwanzig Grad erreichen, was allerdings eine Seltenheit ist.
Zur Zeit ist die wirtschaftliche Lage in Bolivien angespannt, da die Inflation dieses Jahr von Jänner bis März beinahe schon 10% erreicht hat (Quelle: http://www.ine.gov.bo). Manche Analysten erwarten, dass die Inflation bis Jahresende bis zu 30% ansteigen kann. Für mich hat das keine so grossen Auswirkungen, da natürlich auch der Kurs Euro-Boliviano fuer mich besser wird, aber fuer die Bevölkerung, v.a. die ärmeren Schichten, koennte das noch zu einer Katastrophe ausarten.
Wuensche euch nur das Beste aus Bolivien,
ein frohes Osterfest und bis bald,
Andreas
PS: In der Freistädter Rundschau erschien vergangenen Donnerstag ein Artikel ueber meine Arbeit in Bolivien. Hier der Link: http://www.rundschau.co.at/lokales/artikel/2008/03/13/andreas-hilft-in-bolivien-schalern-und-sogar-lehrern
Vielen Dank an Herrn Prof. Aigner, der das ermöglicht hat.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…
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