Freitag, 22. Februar 2008

¡Tschau La Paz!

¡Queridos amigos!

Meine Zeit hier in La Paz, während der ich vor allem im Büro gearbeitet habe, ist vorüber. Morgen geht es wieder mit viel Gepäck in Richtung Llallagua und am Sonntag dann weiter ins Dorf. Drückt mir die Daumen, dass der Regen nicht zu heftig ausfällt, damit alle Straßen gut passierbar sind. Ich freue mich schon wieder auf die Arbeit mit den Stipendiaten und den SchülerInnen im Dorf, denn ein weiters Mal habe ich gemerkt, dass die Büroarbeit einfach nicht das Wahre für mich ist. Klar war das Leben hier mit europäischen Luxus eine angenehme Abwechslung, aber ich habe bereits mehr als die Hälfte meiner Zeit des, nicht immmer einfachen, Alltags am Land ueberlebt. ;-)
Vor allem freue ich mich schon wieder auf den Englisch-Unterricht, der dank der Freistädter Schulbuecher, nun um einiges wertvoller, sinnvoller und lustiger werden wird.
Un saludo de La Paz,
¡hasta pronto!
Andreas

Sonntag, 17. Februar 2008

Halbzeit

¡hola!

¿Cómo están allí en Europa? ¿Todo bien?
Dieser Bericht, die Fotos und, man staune, auch die Videos handeln zum größten Teil vom Karnaval und den ihn umgebenden Ritualen.
Alles begann mit der Ch`alla de la Oficina (Reinigung/Segnung des Büros) am Freitag vor Karnaval, also am 1. Februar. Im gesamten Büro wurden Konfetti mit Zuckerkügelchen verstreut, die Schreibtische mit Luftballonen und Faschingsschlangen geschmückt und danach in alle Ecken Alkohol gegossen. Dieses Ritual, wie alle Ch`allas, sind zu Ehre der Pachamama, also der Mutter Erde (siehe auch http://de.wikipedia.org/wiki/Pachamama).
Am Nachmittag fuhr ich dann in Richtung Oruro, wo der bekannteste Karnaval Boliviens stattfindet. An diesem Wochenende sind alle Hotels ausgebucht, trotz der gestiegenen Preise, doch ich konnte zum Glück im Haus einer Bekannten unterkommen. Die sicherlich wichtigste Investition dieser Tage war mein Plastikponcho, denn immer und überall wird mit Wasserbomben geschossen und mit Schaum gesprüht. Vor allem die Kleineren haben einen Riesenfreude, wenn sie auf der Strasse einen Gringo (Weissen) getroffen haben. Am Samstag ist dann die grosse Parade der verschiedensten Tanzgruppen, die von 8 Uhr früh bis lange nach Mitternacht dauert. Die BolivianerInnen, die daran teilnehmen, geben zum Teil ein Vermögen aus fuer die Miete der Kostueme, die Startkosten usw. Schon am Vormittag sollte man sich einen Platz auf einen der Holztribühnen reservieren, da am Samstag dann alles voll wird. Ob allerdings diese Tribühnen einer TÜV-Prüfung standgehalten hätten, ist mehr als fraglich. In diesem Zusammenhang muss ich auch über ein trauriges Erlebnis berichten: Die Tribühne wird ueber eine Holzleiter betreten, die durch das Wasser und den Schaum extrem rutschig wird. Am Nachmittag hoerte man auf unserer Tribüne auf einmal ein "Platsch" und dann einen Aufschrei. Zuerst dachte ich, dass ein Kind zwischen den Sitzen durchgerutscht sei und auf den Boden gefallen ist. Doch es war ein, augenscheinlich betrunkener, Mann, der auf der Leiter ausgerutscht war und nun bewusstlos auf dem Boden lag. Das Traurige ist, dass es, obwohl so viele Menschen versammelt waren, ewig dauert bis Hilfe kommt. Zuerst in Form der Militärpolizei, die ihn ihn den Hauseingang zerrte (wenn der eine Wirbelverletzung hatte!) und nach etwa einer halben Stunde in Form des Roten Kreuzes. Aber glaubt nicht, dass hier Spezialisten mit Ausrüstung kamen. Nein, Jugendliche, ich schaetze zwischen 15 und 23 Jahren, die selbst auch nicht wussten, wie sie mit der Situation umgehen sollten. Was mit ihm weiters passiert ist, weiss ich leider nicht - ich wuensche ihm auf alle Fälle das Beste fuer die Genesung. Anzumerken ist hier noch, das der Karnaval in Bolivien im ganzen Land ueber 70 Tote gefordert hat, zum Grossteil Alkoholvergiftungen.
Aber es soll nicht der negative Eindruck überwiegen: Der Karnaval in Oruro war fuer mich eine einmalige Gelegenheit, die verschiedensten Tänze kennenzulernen und einfach auch zu feiern. Für mich war verwunderlich, dass die Leute hier in der Hochebene, die mir bis jetzt eher als zurueckhaltend und oft auch als traurig erschienen sind, ein solches Riesenfest zu feiern.
Am Sonntag ziehen die Gruppen dann ein zweites Mal ein, allerdings war ich da schon auf dem Weg in Richtung Cochabamba (siehe auch http://de.wikipedia.org/wiki/Cochabamba) . Dort genoss ich fuer zwei Tage das angenehme Klima, streifte ein wenig durch die Stadt und bestaunte die gröesste Christusstatue der Welt.
Bei der "Heimfahrt" nach La Paz hatte ich in Oruro noch einmal die Gelegenheit eine Ch`alla mitzuerleben. Am Dienstag nach Karnaval ist der "Tag der Ch`alla" und es wird alles "gesegnet/gereinigt", was einem wichtig ist - Häuser, Autos, Wohnungen, Geschäfte usw.
Zur Zeit befinde ich mich in La Paz, wo ich tagtäglich im Büro meiner Organisation arbeite - vor allem bereite ich mich auf den Unterricht im Dorf vor, unter anderem indem ich die deutschen Texte der, dankeswerterweise vom BG/BRG Freistadt zur Verfügung gestellten, Englisch-Lehrbücher ins Spanische übersetze.
Am letzten Samstag wurde ich vom Stiftungsleiter, Don Franklin Bustillos, zur Hochzeit seiner Nichte eingeladen - einzige Auflage: im Anzug zu erscheinen. Also ging es am Freitag noch zum Schneider, der mir einen Anzug anpasste und am Samstag noch zum Hemd-und-Schuhe-Kaufen. Der Anzug war weniger Problem, da er ja an meine Größe angeschneidert wurde, aber ein passendes Hemd und Schuhe zu finden, war beinahe unmöglich. Das die Ärmel des Hemdes dann bereits in der Armbeuge endeten, störte dann auch niemanden und so halbwegs passende Schuhe fand ich nach einer mehrstündigen Einkaufstour. Hier muss ich beim Schuhekaufen nicht einfach aussuchen wie in Österreich, sondern ich frage zuerst ob sie Schuhgröße 45 ueberhaupt fuehren. Meist ist die Antwort dann sowieso - Oh, nein. Bis maximal Größe 43 habe ich etwas. Aber gut: All den Problemen zum Trotz wurde die Hochzeit, die in einem der teuersten Hotels der Stadt stattfand, ein wunderschönes Fest mit viel Tanz und gutem Essen. Apropro Tanz: Komisch fand ich, dass man zwar in Paaren tanzt, allerdings steht man sich nur gegenueber und eigentlich tanzt dann ein jeder fuer sich. Ich als Österreicher, der gerne engumschlungen Walzer tanzt, fühlte mich zuerst ein wenig verloren und glaubte, meine Tanzpartnerin hatte nicht wirkliches Interesse. Als ich aber merkte, dass keiner so richtig aufeinander abgestimmt tanzte und sie noch mehrmals mit mir das Tanzbein schwang, war ich beruhigt, dass das Problem nicht bei mir lag. :-)
Am Sonntag genoß ich bei einem Spaziergang im Süden der Stadt mit Andreas, dem anderen Praktikaten der Fundación Pueblo, und zwei seiner gerade angekommenen Freunden das schöne Wetter, wurde beim Überqueren eines Baches etwas nass und schmutzig und fuhr zum ersten Mal in meinem Leben mit einem Quad.
Und dann war schon wieder Montag und die neue Arbeitswoche begann, die dieses Mal ein "Jubiläum" brachte. Am letzten Mittwoch war genau Halbzeit meines Aufenthaltes in Bolivien - in ein bisschen weniger als sechs Monaten werde ich schon wieder österreichischen Boden unter den Füssen haben und ich freu` mich schon darauf - vor allem natuerlich auf euch!
Hier noch die Links zu den Fotos, Videos usw:
http://www.youtube.com/watch?v=k3HjOR-1Ym4 (erstes Video vom Karnaval in Oruro)
http://www.youtube.com/watch?v=3IZtWt23JFQ (zweites Video vom Karnaval in Oruro)
auch "derStandard.at" wiedmete sich in einer Lesereise dem Karnaval in Oruro: http://derstandard.at/?id=2777353
Und last but not least: meine Fotos:
Carnaval, Ch`alla, Cochabamba, La Paz


Liebe Grüße aus La Paz,
ich wünsche euch nur das Beste,
Andreas

Freitag, 1. Februar 2008

La Paz - vom Leben in der Großstadt

¡hola a todos!

Nachdem seit meinem letzten Blogeintrag schon wieder einige Zeit vergangen ist, melde ich mich mit diesem Bericht, diesmal aus der Großstadt La Paz, wieder zurueck.
Mittlerweile bin ich seit dem 15. Dezember, mit zwei Reiseunterbrechungen, hier und genieße in vollen Zuegen die Annehmlichkeiten, die das Leben hier zu bieten hat - angefangen von einer warmen Dusche am Morgen, ueber täglichen Internetzugang, sauberem WC bis zu gutem Essen.
Bei meiner Arbeit im Büro der Fundación Pueblo bin ich vor allem mit Übersetzungsarbeiten für die Homepage beschaeftigt - gar nicht so leicht, die eigene Muttersprache. ;-) Weiters habe ich mitgeholfen, ein Buch grafisch zu gestalten, dass eine schweizer Kollegin, Florence Brenzikofer, für LehrerInnen am Land von Bolivien geschrieben hat: Dinámicas y Juegos para la Enseñanza (Übungen und Spiele fuer den Unterricht). In diesem Buch finden sich die "besten" Spiele, die sie in den letzten beiden Jahren bei den Lehrerfortbildungen am Land erklaert hatte, und sollen vor allem den, leider noch immer sehr verbreiteten, Frontalunterricht etwas auflockern. Wer Interesse hat und an einem grauen Winterabend Zeit findet, kann sich die Homepage von Florence, Martin, Pepe, Linus und Nuria einmal ansehen. Sie haben die letzten zwei Jahre in Llallagua, Norden von Potosí, gewohnt und gearbeitet - eben der Stadt, wohin auch ich immer am Wochenende zum Einkaufen, Duschen usw. komme. Link: www.llallagua.ch
Mit meiner Gesundheit ist es halt leider immer noch nicht so wie es sein sollte - Magenprobleme gehoeren sowieso zum Wochenprogramm und letzte Woche habe ich mir auch noch eine kleine Hautinfektion im Gesicht eingefangen - aber nach einem Besuch beim Dermatologen und - wieder einmal - Antibiotika wird es schon wieder besser. Vielleicht sind ja diese Erfahrungen beim Medizinstudium dann hilfreich! ;-)
Noch zwei kleine Erlebnisse hier, die vielleicht typisch fuer Bolivien sind:
1) Bei Regen in einer Strasse in La Paz: Ein Bettler bietet einen, reich aussehenden, Bolivianer um eine Spende. Darauf jener: Frag` doch den Evo! - Hoffentlich ist der Präsident wirklich so volksnah!
2)Letzte Woche war eine Pressekonferenz der Fundación Pueblo mit der Erziehungsministerin angesetzt um das Programm "Schülerpension in Familien" zu bewerben. Alle Vorbereitungen waren abgeschlossen, langsam stellte sich ein wenig Nervösitat bei den Beteiligten ein und dann der Anruf eine halbe Stunde vor Beginn: Die Ministerin wurde gerade abgesetzt --> Pressekonferenz abgesagt - Punto.
Am 24. Jänner wird jedes Jahr das Fest "Alasitas" (Aymara: Kauf von mir!) gefeiert. Bei diesem Markt gibt es jede nur erdenkliche Sache zu kaufen - allerdings als Miniatur. Man kauft jene Sachen, die man in diesem Jahr erreichen will. Diese lässt man dann, entweder von einem Indígena-Priester, oder auch von der kath. Kirche, weihen und hofft, dass es in Erfuellung geht. (Mehr Infos hier, leider nur in Spanisch: http://es.wikipedia.org/wiki/Alasitas) Und jetzt seit ihr sicher neugierig, was ich mir denn so gekauft habe: einen bolivianischen Pass, damit das leidige Visumthema ein Ende hat, ein kleines Haus um eine Wohnung in Wien zu finden, meinen Medizinstudiumabschluss, einen Koffer voller Geld und eine Henne - welche Bedeutung diese wohl haben wird?
Am vergangenen Freitag musste ich schon wieder ausreisen um mein Visum zu verlängern. Mit festem Willen dieses Mal mit 90 Tagen Visum zurueckzukommen, startete ich meine Ein-Tages-Reise nach Peru - bei einem Grenzübergang (Desaguadero) raus, beim nächsten wieder rein (Copacabana). Gewillt, notfalls mit ein paar Bolivianos nachzuhelfen, reiste ich wieder ein - aber, man glaubt es kaum, ohne Diskusion oder sonstiger "erlaubter" Hilfsmittel drueckte der Grenzbeamte den Stempel mit 90 Tagen in meinen Pass. Nicht einmal die Coca Cola, die oft Wunder bewirkt, musste ich "verschenken".
Am Samstag ließ ich mich dann von einem netten Führer durch die größte Kirche La Paz, der San Francisco, schleppen. An sich nicht viel anders als ein Klosterkomplex bei uns - interessant ist aber, dass sich der Kopf des Deutschen Otto Braun, neben anderen sterblichen Überresten von Nationalhelden Boliviens, in der Krypta befindet. (Link: Otto Braun)
Am Sonntag ging es zu den Ruinen von Tiahuanaco, zwei Stunden von La Paz entfernt. Aber seht selbst die Fotos oder mehr Infos hier: www.indianerwww.de/indian/tiahuanaco.htm
Hier noch der Fotolink:
Morgen werde ich dann zum Karnerval nach Oruro aufbrechen - ihr könnt euch auf jeden Fall bereits auf die Fotos freuen!
Saludos de La Paz,
Andreas