Die letzten 3 Tage waren davon gepraegt, dass ich La Paz ein wenig besser kennenlernte.
Am Freitag fuhren wir, das heisst Raúl, Anettes Mann, und Paulina, die 11 Monate alte Tochter des Hauses in der Stadt herum und mir wurde klar, wie froh wir in Europa sein koennen, dass es eine so breite Mittelschicht gibt. In Bolivien bist du entweder reich oder arm - und auch wenn Leute mit einer Huette und einer Kuh untere "Mittelschicht" genannt werden.
Am Abend waren wir dann noch im Valle de la Luna (Tal des Mondes) - eine bezaubernde Landschaft, die am besten mit den Fotos zu erklaeren ist. Aber trotzdem eine kleine Geschichte: Die Bolivianer erzaehlen sich, dass ein ehemaliger Austronaut in dieses Tal kam und meinte, dass diese Gegend genauso aussehe wie der Mond. - Wer weiss ob`s wahr ist!
Am Abend waren wir dann noch in El Alto - der Satellitenstadt von La Paz, wo sich auch der Flughafen befindet. Sonst ist El Alto aber ein triste, und vor allem arme Gegend. Dennoch von dieser Anhoehe aus, hat man bei Finsternis den besten Blick auf die beleuchtete Metropole von La Paz - ¡Tremendo!, como dice un boliviano.
Zudem musste ich erfahren, wie dehnbar fuer die Bolivianer 5 Minuten sind. Jonny, Raúls Bruder, wollte nur fuer 5 Minuten in ein Internet-Café um SCHNELL sein Mails zu checken. Nach einer dreiviertel Stunde, die wir wartend im Auto verbrachten, zerrten wir ihn bei den Haaren heraus. ;-)
Der Samstag begann fuer mich nicht so gut: Ich hatte einen Wahnsinnshunger und meinte zu wissen, dass nach dem Aufstehen das Fruehstueck nicht lange auf sich warten lasse. Dem war aber nicht so - um halb 11, nachdem Raúl nur kurz - halbe Stunde - frische Fruechte geholt hatte, sassen wir endlich bei Tisch. Und halb 11 heisst ja halb 5 nachmittags wenn ich mit europaeischer Zeit rechne. Wer mich kennt, kann sich vorstellen, welche Qualen ich durchlitten habe!
Nach so einem Tagesbeginn kann es nur besser werde - und es wurde viel besser. Zuerst ging es in das "Museo de los Instrumentos" (Instrumentenmuseum), was fuer mich sehr interessant war, da ich sogar eine (etwas!) vereinfachte Klarinette bewundern konnte. (siehe Foto!)
Danach die "normalen" Touristenanziehungspunkte: Plaza Murillo (Hauptplatz) mit Kathedrale, Praesidentenpalast und Parlament.
Beim Mittagessen bei einem Italiener hatte ich ein anderes Problem: Beinahe haette ich nur nackte Nudeln bekomme, wenn mich nicht Raúl aufmerksam gemacht haette, dass man die Sosse extra bestellen muss - naja, andere Laender, andere Sitten.
Am Nachmittag gings dann noch ins Mueso de la Coca (Koka-Museum), das zwar nicht besonders gross ist, dafuer umso informativer. Ein weiteres Mal wurde uns der Unterschied zwischen dem Coca-Blaettern, die fuer den Mate de Coca (Coca-Tee) und zum Kauen verwendet werden, und der schaedlichen Droge Kokain erklaert. Doch bis heute noch ist Koka-Tee in weiten Teilen der Welt verpoent oder sogar verboten, obwohl der Koka-Pflanze nichts Gesundheitschadigendes nachgewiesen werden konnte. Im Gegensatz: Fuer die Bewohner der Anden war die Koka-Pflanze lange Zeit der einzige Kalziumlieferant. Wer mehr wissen moechte: Coca-Museum (nur in Englisch) oder in Wikipedia (Deutsch). Eine nette Geschichte ist auch, dass die Coca-Cola Company jaehrlich mehrere Tonnen Coca-Blaetter in die USA importiert, obwohl dort strengstens verboten, und das zu medizinischen Zwecken. Mittlerweile weiss man, dass noch immer Geschmacksstoffe des Coca Cola´s aus Coca-Blaettern hergestellt wird, was ja nicht schlecht ist.
Spaeter sind wir auf einem Artesanía-Markt (Kunsthandwerk) herumspaziert, wo es wunderschoene Dinge zu bewundern gab. Allerdings merkte man an den Preisen sofort, dass diese ein beliebter Touristenort ist. Trotzdem ist natuerlich alles noch immer spottbillig - gute Handschuhe um 15 Bolivianos (ca. 1,5 Euro).
Heute waren wir dann auf einer richtiggehenden Attraktion in La Paz: La Fería de los Libros (Buchmesse). Doch an den Preisen der Buecher, die nahezu gleichviel kosten wie in Oesterreich, kann man erkennen, dass dieses Vergnuegen nur der reichen Oberschicht vorbehalten ist. Tatsache ist: In Bolivien wird nahezu Nichts gelesen! Die einen koennen es nicht, fuer die anderen sind die Buecher unerschwinglich und die dritten wollen einfach nicht.
Aber ich will schon und darum habe ich mir auch einige nette spanische Buecher gekauft, unter anderem mit Sagen und Geschichten aus den Anden, die ich ja auch dann meinen "Schuetzlingen" im Dorf vorlesen kann.
Der Nachmittag war einfach mal so richtig zum ausruhen. In einem Park sich die Sonne auf den Bauch scheinen lassen (wir hatten sicher mehr als 25 Grad und immerhin ist es hier Winter) und nebenbei in den neuen Buechern blaettern ist schon etwas Herrliches. Aber ich will euch ja nicht zu neidisch machen! Liebe Gruesse, Andreas
Montag, 20. August 2007
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4 Kommentare:
Servus Andreas,
wie ich gelesen, erfahren, gesehen und gehört habe bist du gut angekommen. Habe mir gerade dein Tagebuch gelesen und die Fotos angeschaut. Ja das ist wirklich eine andere Welt, ich denke da sieht man unser Leben zu Hause mit etwas anderen Augen. Maria hat auch vorhin geschrieben und auch ihre Berichte lassen mich erkennen, dass wir im Paradies leben aber es leider nicht wissen bzw. nicht schätzen. Ich wünsche dir das Allerbeste und halte die Ohren steif
liebe Grüße von Franz
Danke, werde ich sicher machen! Liebe Gruesse nach Bad Leonfelden aus dem kalten, aber immer sonnigen La Paz!
Andreas
Hallo Andreas,
Klaus und ich haben auch gerade deine Fotos bewundert.
Aber so wie du schreibst, gehts dir zum Glück ganz gut.
Freu mich schon auf deinen nächsten Bericht.
Wie hast du so schön geschrieben?
Hasta Pronto
Lg Bettina S.
Hallo Bettina! Das freut mich aber, wenn sogar beim SWIE noch jemand an mich denkt! ;-)
Liebe Gruesse ans gesamte Lohnbuero! Schreibt mir doch mal!
Liebe Gruesse und bis bald (=¡Hasta pronto!),
Andreas
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