¡Hola a todos!
Nachdem ich die letzte Woche fuer das Jahr 2007 im Campo gut verbracht habe, befinde ich mich jetzt seit mittlerweile einer Woche in La Paz. Aber zuerst zu den Neuigkeiten der letzten zwei Wochen:
Am Sonntag, 9. Dez., ging es wieder einmal nach Tomaycuri um die letzte Woche fuer 07 dort zu arbeiten. Am Montag gab es dann eine grosse Praesentation der einstudierten Kunststuecke des Turn- und Musikunterrichts. Die Kinder gaben sich grosse Muehe und es war fuer das gesamte Dorf eine schoene Vorstellung. Am Nachmittag konnte man durch die verschiedenen Klassenraeume bummeln, die Arbeiten der SchuelerInnen bestaunen oder die, von den Kindern mitgebrachten, Speisen probieren. Gladys, meine "Chefin", und ich hatten fuer jeden Lehrer eine Weihnachtskarte vorbereitet und uebergaben ihnen bei der Gelegenheit diese. Sie hatten grosse Freude, vor allem auch, dass ich sie auf Deutsch und Englisch beglueckwuenschte. Am Abend wurde ich noch zu einem Fest eingeladen - wegen meiner Neugierde musste ich hingehen und bekam auch gleich eine Tasse Chicha in die Hand gedrueckt. Gut, aber - leider - wurde ich auch zum Essen eingeladen und bekam eine Handvoll kaltes Fleisch und gekochte Bohnen. Diese konnte ich ja essen, aber beim Fleisch drehte es mir schon beim Ansehen beinahe den Magen um. Normalerweise kein so grosses Problem; man steckt das Fleisch in eine Plastiktuete, die man immer dabei hat, und nachher kann es sein, dass dich ein Hund darum anbettelt. (Hoffentlich liest das keiner aus Tomaycuri! ;-)) Aber erstens hatte ich dummerweise kein Plastiksackerl mit und zweitens sassen mindestens fuenf Frauen um mich herum und kontrollierten was ich ass. Soweit so gut: Mit Mueh´und Not ass ich ein paar kleine Stuecke Fleisch und die gesamten Bohnen. Danach entschuldigte ich mich hoeflich, dass ich schon zu Abend gegessen hatte und verpackte dann das Fleisch feinsaeuberlich in ein Papiertaschentuch. Beim Fest wollte natuerlich jeder mit mir reden, manche waren aber schon so betrunken, dass sie kaum ein Wort sagen konnten. Nachdem mich alle auf Chicha einladen wollten und ich nach einer Tasse bereits den Alkohol im Kopf spuerte, verabschiedete ich mich schon nach relativ kurzer Zeit ins Bett. Am Dienstag wurde das Theater der SchuelerInnen der Sekundaria aufgefuehrt - drei "kurze Stuecke" - dauerten ewig und es war unmoeglich der Handlung zu folgen, da die Akustik, v.a. durch den Wind, extrem schlecht war und auch die Aussprache nicht immer die Beste ist.
Am Mittwoch war dann die allererste "Promoción", also Maturafeier, die sie jemals in Tomaycuri hatten. Es war ein schoenes und gut vorbereitetes Fest und erinnerte mich wehmuetig an meine eigene Maturafeier ein halbes Jahr zuvor. Wenn ich allerdings vergleiche, wie viel wir in Oesterreich gelernt hatten und dass hier manche der Maturanten nicht einmal fluessig lesen, vom schreiben gar nicht zu sprechen, stimmt mich das traurig, aber auch gluecklich darueber, welche grosse Chance ich, und wir alle in Oesterreich, mit unserer Ausbildung haben. Am Nachmittag, nach einigen Copas Bier und - wie immer - Chicha, packte ich meine Sachen fuer meinen Aufenthalt in La Paz. Hoffe, dass ich in diesem Zustand keine wichtigen Sachen im Dorf gelassen habe! ;-)
Am Donnerstag morgen warteten wir bereits ab 6 Uhr frueh auf eine Fahrgelegenheit. Um halb 9 Uhr ging es dann endlich auf einem KLein-LKW in Richtung Macha - WARTEN - LKW nach Pocoata - WARTEN - KLeinbus nach LLallagua. Dort packte ich die restlichen Sachen ein und eilte zum Bus in Richtung La Paz, wo ich dann um halb 2 Uhr morgens fix und fertig ankam und ins Bett fiel.
Ab Freitag letzter Woche arbeitete ich jeden Tag im Buero der Fundación Pueblo, wo ich vor allem Spielbretter fuer ein Buch ueber Spiele fuer den Unterricht, das Florence, ebenfalls Schweizerin, geschrieben hat, bearbeitete. Am Samstag waren wir zu einem Fest, anlaesslich des 2ten Platzes im Wettbewerb der CEPAL (siehe aelteren Eintrag!), bei dem Gruender der Fundación Pueblo, Guenther Schulz-Heiss, eingeladen. Es war ein tolles Fest mit - endlich - gutem Essen und ich tanzte dort meine erste Cueca, ein "Verfuehrungstanz", bei dem ein Taschentuch nie fehlen darf. Weitere Infos, auch ueber andere bolivianische Taenze: LINK
Am Montag dieser Woche war ich das erste Mal im oesterreichischen Konsulat: Ich wollte eigentlich Material ueber Oesterreich fuer den Unterricht mitnehmen, aber es gab nichts. Allerdings bekam ich eine Ruege vom Konsul, der uebrigens aus Gmunden kommt, da ich mich noch nicht registriert hatte. Weiters bat ich um eine Einschaetzung der derzeitigen politischen Lage Boliviens und er meinte, dass man fuer naechstes Jahr auch groessere Zusammenstoesse zwischen Regierungsanhaengern und Opposition erwarten kann. Aber hoffen wir das Beste!
Am Mittwoch ging es dann wieder einmal auf zum Frisoer und es wurde unerwarteterweise zu einem Erlebnis. Da ich zum Haare-Schneiden meine Brille abnehmen muss, sah ich wenig, was die Frisoerin an mir herumschnipselte. Allerdings war ich, als ich die Brille wieder aufsetzte, sprachlos. SCHRECKLICH - Seitenscheitel, alle Haare auf eine Seite gekaemmt, die Stirnfransen schief geschnitten. Zuerst zerstoerte ich durch einen gekonnten Griff meine Frisur und meinte dann, sie solle jetzt einmal alles gerade schneiden. Gut, schlussendlich war ich mit dem Ergebnis so halbwegs zufrieden, allerdings wollte sie 25 Bolivianos (2,5 Euro) dafuer. Normalerweise bezahle ich 10 Bol., wenn ich von hier waere, wuerde es nur 5 Bol kosten. Nach laengerem Verhandeln war sie dann mit 15 Bol. zufrieden und ich eine Erfahrung reicher. Sag´ dem Frisoer immer genau, was du willst! ;-)
Auch im Buero hatten wir eine kleine Weihnachtsfeier mit Tee und sogar ein paar Keksen, die allerdings ein Deutscher mitgebracht hatte. Als Geschenk bekamen wir einen Panetón, einen Kuchen, der hier in der Weihnachtszeit sehr populaer ist, geschenkt. Beim ersten Blick meint man es sei ein Gugelhupf, aber der Geschmack ist kein Vergleich! (Liebe Gruesse an Oma - ich freue mich schon wieder auf deinen Original-Oma-Gugelhupf mit ganz, ganz vielen Rosinen!!!)
Zur Zeit ist die politische Situation in Bolivien etwas angespannt - vor zwei Wochen wurde die neue Verfassung im Parlament verabschiedet, allerdings hatte dabei die Opposition keinen Zutritt. Diese soll jetzt noch durch ein Referendum vom Volk bestaetigt werden. Aber gibt es noch immer viele Streitpunkte - Sucre, die konstitutionelle Hauptstadt, moechte auch den Regierungssitz, der sich zur Zeit in La Paz befindet. Weiters reichte am Tag der Verabschiedung der "ofiziellen" Verfassung, Santa Cruz, ein departamento ("Bundesland"), eine eigene Verfassung ein, erklaerte sich als unabhaengig und moechte jetzt sogar Zollgrenzen mitten in Bolivien einrichten. Auch einige weitere departamentos, vor allem im Tiefland, moechten noch autonom werden. Die Konfrontation fusst vor allem auf den Gegensatz reiches Tiefland mit den riesigen Agrargebieten, Erdgas- und Oelvorkommen, usw. gegen armes Hochland, wo aber der Grossteil der Bevoelkerung lebt. In der neuen Verfassung waere jetzt eine allgemeine Rente fuer alle Leute ab 60 Jahren, Verbesserungen im Bildungsbereich, ... festgeschrieben, was mit den Einnahmen der Erdgasexporte finanziert werden sollte. Die Tieflaender sagen jetzt aber, das sei ihr Geld und sie wollen keine weiteren Zahlungen mehr an das arme Altiplano (Hochland) leisten. Gestern sah ich zum ersten Mal eine Demonstration - eine Friedensbewegung brachte ihre Meinung zum Ausdruck und wurde, unbegruendeterweise, von Regierungsanhaenger angegriffen. Zum Glueck kam es aber zu keinen heftigen Auseinandersetzungen; allerdings sieht man, wie hoch zur Zeit die Gewaltbereitschaft ist. Zum Glueck kommen jetzt die Weihnachtsfeiertage und die Leute sind - hoffentlich - mit dem Feiern beschaeftigt. Im neuen Jahr wird man sehen, wie sich die Lage entwickelt.
Auch ich werde mich morgen zum Feiern in Richtung Arica, Chile, verabschieden und dort die Weihnachtsfeiertage mit Freunden am pazifischen Strand verbringen.
Ich wuensche euch ein ¡Feliz Navidad y un Próspero Año Nuevo!. Feiert schoen, esst fuer mich ein paar Weihnachtskekse mit und trinkt einen Punsch auf mich!
Liebe Gruesse,
bis bald,
Andreas
Samstag, 22. Dezember 2007
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen