Montag, 11. August 2008

Rurrenabaque

hola amig@s:

Wahrscheinlich wird das der letzte Blogeintrag aus Bolivien sein - am naechsten Donnerstag werde ich ja bereits wieder heimatlichen Boden unter den Fuessen haben.
Ich moechte mich auf diesem Weg noch bei allen bedanken, die mich im Laufe dieses Jahres unterstuetzt, psychisch und auch materiell, mir fleissig E-Mails geschrieben oder Dinge in Oesterreich fuer mich erledigt haben. ¡Muchísimas gracias!
Vielen Dank auch bei meinen ArbeitskollegInnen in der Fundación Pueblo und der Pfarre Frastanz, die mich alle das Jahr ueber professionell begleitet haben und viele mehr als KollegInnen geworden sind. Ein besonderes "muchas gracias" noch an Esther und Philippe in Llallagua, Annette Locher und Barbara und Günther Schulz-Heiss in La Paz, die mich immer freundlich in ihren Häuser aufgenommen haben und mir Unterkunft gewährten.
Last but not least, danke an meine Familie, die das ganze Jahr, trotz der Entfernung, fuer mich da war.

Nun aber zum "wichtigeren" Teil:
Meine letzte Reise führte mich nach Rurrenabaque in das bolivianische Amazonastiefland. Da aber Fotos oft mehr aussagen, als viele Worte, hier gleich der Link:

Rurrenabaque


Ganz zum Schluss noch der Link zu meinem dritten und letzten Tätigkeitsbericht:

http://www.doktus.de/dok/52269/taetigkeitsbericht3_horner.html


Saludos de La Paz,
Andreas

PS: Wer zur Zeit die Nachrichten verfolgt hat, wird vielleicht auch auf Berichte zur Vertrauensabstimmung ueber den bolivianischen Praesideten Evo Morales gesehen haben. Wenn nicht, hier der Link zu einigen Zeitungsartikeln:
http://derstandard.at/?ressort=Bolivien

Liebe Gruesse,
Andreas

Donnerstag, 24. Juli 2008

Update

¡hola!

Gut - in Bolivien soll man nicht planen. Gestern Nachmittag, wie im letzten Eintrag noch verkuendet, wollte ich in Richtung Rurrenabaque aufbrechen. Meine Reise endete allerdings bereits in El Alto, der Satellitenstadt La Paz', wo sich der Flughafen des bolivianischen Militaers befindet. Als ich gerade eingecheckt wurde, kam die Mitteilung, dass unser Flug gestrichen worden war, da das Flugzeug nach Trinidad (Hauptstadt des im Nordosten von La Paz gelegenen Departament Beni) fliegen musste. Und weshalb? Um zirka 12:30 Uhr Mittag musste ein anderes Flugzeug, das von Guayaramerín (Grenzstadt zu Brasilien) nach Trinidad flog, auf einer Landstrasse notlanden. Zum Glueck wurde aber, laut Zeitungsberichten, niemand schwer verletzt. So flog ich also mit dem Flugzeug nach Rurrenabaque, sondern die Passagiere des notgelandenen Flugzeugs weiter nach Trinidad. Wer Spanisch versteht, kann sich hier auch den Originalzeitungsbericht der La Razón lesen: http://www.la-razon.com/versiones/20080724_006343/nota_256_638277.htm
Ich bin also gerade noch fleissig am Arbeiten und werde wahrscheinlich (!) dann morgen nach Yanacachi, in die Yungas (Nebelwaelder) aufbrechen, wo es mir beim letzen Mal sehr gut gefiel und dort ein wenig ausspannen. Am Montag waere dann der neue Flug nach Rurrenabaque.
Saludos de La Paz,
Andreas

Mittwoch, 23. Juli 2008

Machu Picchu

Querid@s amig@s:

Weiter geht es mit meinen Reisen: Vom Montag, 14. bis Sonntag, 20. Juli befand ich mich in Peru auf den Spuren der Inkas (weitere Infos zu diesem interessanten Volk: http://www.indianer-welt.de/sued/inka/index.htm). So ging es am ersten Tag zuerst einmal in Richtung Peru, nach Puno. Diesmal allerdings nicht um die schwimmenden Insel zu besichtigen (s. auch Bericht im November http://andreashorner.blogspot.com/2007/11/ghoete-o-goethe.html), sondern nur um mich in einem Luxushotel auszuruhen - ganze 11,5 Euro inkl. Fruehstueck die Nacht ;-)
Am naechsten Tag fuhr ich dann mit einem Touristenbus in Richtung Puno, der noch an verschiedensten Ruinen und anderen interessanten Plaetzen - z.B. Gasthaus zum Mittagessen - Halt machte. So besuchten wir unter anderem Raqchi, einen Tempel der dem hoechsten Inkagott Viracocha geweiht wurde (siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Viracocha) oder Andahuaylillas, eine Kirche im Koloninalstil, die auch Andine Sixtinische Kapelle genannt wird. Bei dieser Reise lernte ich eine finnische Reisegruppe kennen und wurde eingeladen, doch mit ihnen in das gleiche Hotel zu gehen - so kostete mich das naechste Luxushotel wieder nur ein Drittel des eigentlichen Preises.
Um zu Machu Picchu zu gelangen, ist es notwendig mit dem Zug zu fahren, da es keine Strasse gibt - diese Monopolstellung der peruanischen Eisenbahngesellschaft, die allerdings im Besitz von Auslaendern ist, wissen sie natuerlich auszunuetzen und verlangen, vor allem fuer hier, horrende Preis: fuer 90 Minuten Zugfahrt im einfachsten Zug mehr als 35 USD - und retour noch einmal das Gleiche . Aber gut, Machu Picchu muss man gesehen haben und so zahlte ich mit leicht zitternden Haenden. ;-)
Zuvor ging es aber noch zu den Inkaruinen Saqsaywaman und Ollantaytambo. (naehere Infos: http://de.wikipedia.org/wiki/Sacsayhuam%C3%A1n und http://de.wikipedia.org/wiki/Ollantaytambo).
Bei einem Museumsbesuch in Cuzco zuvor erklaerte ich mich noch fuer verrueckt: Bis jetzt habe ich, ausser dem oesterreichischen Konsul in La Paz, noch keine(n) OesterreicherIn getroffen und da gleich zwei junge Damen, die beide ein Jahr vor mir in Freistadt maturiert hatten. Aber es war dann doch keine Fata Morgana und ich fuhr, nach dem Machu-Picchu-Besuch gemeinsam mit ihnen nach La Paz.
Am 18. Juli ging es dann zu "dem" Touristenziel in Peru: der Inkastadt Machu Picchu (http://de.wikipedia.org/wiki/Machu_Picchu). Der Anblick war faszinierend, aber seht selbst an Hand der Fotos.
Meine vorletzte Reise in Suedamerika ist also bereits vorueber - heute Nachmittag werde ich noch mit TAM, der Fluglinie des bolivianischen Militaers, nach Rurrenabaque fliegen und dort in den Zauber des Amazonasregenwaldes eintauchen.

Last but not least, die Fotos:

Machu Picchu


Man hoert/schreibt sich von Bolivien aus und sieht sich bereits in drei Wochen in Oesterreich!
Saludos de La Paz,
Andreas

Montag, 14. Juli 2008

Reise in die Yungas

¡hola!

Wie ich bereits im letzten Eintrag erwähnte, fuhr ich von letzten Donnerstag bis Samstag mit drei Arbeitskollegen nach Yanacachi, einem Dorf in den Yungas (Nebelwälder) in dem die Fundación Pueblo vor nahezu 18 Jahren gegründet wurde. Ich genoss das warme Klima, die stressfreie Atmosphäre und die frischen Früchte. Bei uns glaubt man ja, Banane sei Banane, aber hier wird man eines besseren belehrt: Bananen-Kaufen gehen ist hier gleich wie bei uns Äpfel-Kaufen - die Auswahl an verschienden Sorten ist groß!
Weiters konnte ich das erste Mal in meinem Leben verschiedene Pflanzen bewundern, zum Beispiel den Kaffeestrauch, die Bananenstauden oder Maracuyasträucher. Verwundert war ich, dass Bananen nicht mit dem "Ende" nach unten wachsen, sondern nach oben - aber seht selbst anhand der Fotos.
Hier gleich der Link:

Yungas

Falls nicht noch etwas Unerwartetes dazwischen kommt, werde ich morgen in Richtung Cuzco (Peru) aufbrechen, wo ich einige einige Inkaruinen bewundern werde.

¡Hasta pronto!
Andreas

Donnerstag, 10. Juli 2008

Ein Leben im Luxus

¡Hola!

Seit bereits zwei Wochen befinde ich mich in La Paz und genieße den Luxus dieses Großstadtlebens. So aß ich, um nur ein Beispiel zu nennen, gerade zum Abendessen ein Laugenweckerl vom deutschen Bäcker mit richtiger Extrawurst vom deutschen Fleischhauer, Essiggurkerln und gutem Käse - ein bisschen Heimat so weit weg von Zuhause. Auch die warmen Duschen, oder dass keiner komisch guckt, wenn du sogar zwei Päckchen Butter kaufst, die am Land ein Luxusgut ist, usw. sind Gründe, warum es mir manchmal hier wie im Paradies vorkommt. Viele Leute in Bolivien können sich so ein Leben, das ich gerade führe und das in Europa für viele Menschen Standard ist, nicht einmal vorstellen, da es so weit weg ihrer Realität ist.
Nun aber zu den Ereignissen der letzten Wochen:
In der Nacht zum 24. Juni feierte ich, noch in Llallagua, San Juan (Hl. Johannes) und damit die kälteste und längste Nacht des Jahres. Um sich ein wenig aufzuwärmen, zünden viele Menschen ein kleines Feuer vor ihren Häusern an und es wird gefeiert und - ihr habt es wahrscheinlich bereits erraten - viel getrunken. Auf jeden Fall war es auch für mich eine lange Nacht und die Sonne guckte bereits ueber den Berg, als ich unter die Decke schlüpfte. Das wäre jetzt natürlich alles schön und gut, wenn ich nicht an jenem Tag nach La Paz hätte aufbrechen müssen. Die Fahrt war dann aber doch weniger schlimm als zuerst befürchtet.
Meine Ankunft in La Paz kam mir beinahe vor wie Weihnachten mit Kinderaugen: soviele Autos, Geschäfte, Lichter, Leute, ... - aber mittlerweile habe ich mich schon wieder an die Zivilisation gewöhnt. :-)
Hier bin ich, netterweise, wieder im Haus des Gründers der Fundación Pueblo untergebracht und fühle mich, gut geschützt von den Wachleuten des La Paz'er Bürgermeisters, der im Haus direkt daneben wohnt, recht wohl. Vielen Dank an Günther und seiner Familie für diese Gastfreundschaft!
Seit dem 25. Juni arbeite ich im Büro der Fundadción Pueblo hier in La Paz, wo ich meinen letzten Bericht über meine Tätigkeiten hier für den österreichischen Staat schrieb und die Homepage (www.fundacionpueblo.org) überarbeitete. (Leider sind aber die Neuheiten noch nicht online - sie ist aber trotzdem einen Besuch wert!)
Zur Zeit befindet sich eine Reisegruppe der "Freunde Boliviens", ein deutscher Verein, der die Arbeit der Fundación Pueblo schon jahrelang unterstützt, in La Paz. Ich begleitete sie einige Tage bei ihren Ausflügen und fand mich schon bald als Dolmetscher wieder, da nur wenige von ihnen Spanisch können. Weiters erzählte ich ihnen von meiner Arbeit im Norden von Potosí und meinen Erfahrungen dort. Durch ihre, teils auch sehr kritischen Fragen, kam ein sehr interessantes Gespräch zu Stande, das auch mir half, einige Dinge noch einmal zu reflektieren. Vielen Dank bei euch für die netten Bekanntschaften und die vielen Essenseinladungen, die mir zuteil wurden.
Letzten Samstag ging es mit dem Mountainbike von La Paz die "World Most Dangerous Road" (weltweit gefährlichste Strasse) nach Coroico hinunter. Zum Glück ist aber diese Straße, die teils nur 3.2 Meter breit ist, mittlerweile beinahe verkehrsfrei, da im letzten Jahr am gegenüberliegenden Berghang eine neue Strasse eröffnet wurde. Eine Wahnsinnsabfahrt von über 4000 Metern auf 2000 in den Nebelwald (Yungas: http://de.wikipedia.org/wiki/Yungas)nach Coroico. Leider war die Fahrt für mich schon etwas früher zu Ende, da ich auf einer schnurgeraden Strecke einen Sturz hatte. Zum Glück ist aber, außer einigen Prellungen, nichts Schlimmeres passiert. Wäre der Sturz nicht gewesen, wäre es ein wunderschöner Tag gewesen, aber trotzdem genoss ich das Essen im warmen Klima unter Palmen, wo die Papageien herumflogen.
Da aber mein Ellbogen nicht besser wurde, beschloss ich am Montag doch noch ins Krankenhaus zum Roentgen zu gehen und rief am Morgen dort an, ob ich am Nachmittag kommen könnte. Mir wurde mitgeteilt, es sei überhaupt kein Problem und ich solle doch vorbeisehen. Als ich allerdings ankam, empfing mich zwar noch ein Arzt, der aber nur meinte, er sei der letzte Arzt der sich noch um die übriggebliebenen Patienten kümmere. Behandeln könne er mich allerdings nicht mehr, da die Klinik bereits verkauft sei und die Röntgengeräte nicht mehr im Haus seien. Was sich seit meinem Anruf alles verändert hatte! Also ging es mit dem Taxi weiter in eine andere Klinik, die noch nicht verkauft war. Ich wurde dort sofort bedient - zwar angenehm für mich, da keine Wartezeit, aber trotzdem ein ungutes Gefühl, einfach, an mindestens zwanzig wartenden Personen vorbei, direkt in den Behandlungsraum durchgewinkt zu werden. Und das nur, weil man weiß ist und damit angenommen wird, dass ich gut bezahle - insgesamt mit zwei Röntgenbildern weniger als 50 Euro. Die gute Nachricht ist, dass nichts gebrochen ist: Der Arzt meinte, ich müsste noch einmal fallen, um kaputte Knochen zu haben. Ich hoffe, mit jenem Röntgengerät, das seine besten Jahre auch schon hinter sich hatte, kann man wirklich Bildern anfertigen, womit man einen Bruch erkennen könnte.
Da ich eigentlich seit Montag in meinen vierwöchigen Ferien bin, plane ich bereits eifrig meine Reisen. Die nächsten drei Tage geht es nach Yanacachi, einem Dorf in den Yungas (siehe oben), indem die Fundación Pueblo vor beinahe 18 Jahren gegründet wurde. Dort werde ich einige Projekte besuchen und einfach die Wärme geniessen.
Danach, wenn in Peru die Streiks wieder vorbei sind, soll es Richtung Cuzco gehen, von wo ich die Inka-Stadt Machu Picchu besuchen möchte. In den darauf folgenden zwei Wochen möchte ich noch das Tiefland Boliviens mit dem Amazonas-Regenwald kennenlernen. Ein volles Programm also bis zu meinem Abflug am 13. August!
Ich sende euch die besten Grüße aus La Paz!
Un abrazo,
Andreas

PS: Wenn manche bereits denken, meine E-Mail-Adresse sei nicht richtig, nur keine Angst: Ich bin nur wieder einmal im Rückstand mit dem Beantworten. Allerdings freue ich mich über jedes einzelne Mail und ich werde JEDES beantworten. Also fleissig weiterschreiben! :-)
Saludos,
Andreas

Sonntag, 22. Juni 2008

Der (wahrscheinlich) letzte Eintrag vom Campo!

Queridos amig@s:

Da in Bolivien alles immer sehr unplanbar ist, kann es sein, dass meine Zeit in Tomaycuri bereits schneller als geglaubt voruebergegangen ist. Aber dazu später.
Zuerst einmal der Bericht, was in den letzten Wochen im Norte de Potosí passierte: Ebenfalls unplanbar ist zuletzt die Abfahrtszeit der Flota (Überlandbus) geworden, mit der ich normalerweise am Sonntag um 10 Uhr ins Dorf fahre. Am 25. Mai hiess es nur, sie sei nicht angekommen. Stress, Stess um noch einen Platz in einer anderen flota zu ergattern, die zwar nur bis Macha (ein Dorf vor Tomaycuri) faehrt, aber von dort kann man ja dann irgendwie schauen, wie man weiterkommt. Im Endeffekt fuhr sie dann sogar bis Ocuri (ein Dorf nach Tomaycuri) - aber gut, wir sind angekommen.
Am Sonntag darauf wieder dasselbe Spiel: Flota um 10 Uhr nicht angekommen, zur anderen, die ab sofort immer (!) bis nach Ocuri (ein Dorf nach Tomaycuri) faehrt und es gab mittlerweile Geruechte, dass die 10-Uhr-flota eingestellt worden ist. Problem war aber ein anderes: Fuer die Fahrt, die normalerweise fuenf bis sechs Stunden dauert, brauchten wir zehn. Denn leider ging einem Reifen auf der Strecke die Luft aus und es dauert, wenn man keinen Ersatzreifen mithat, bis der kaputte notduerftig geflickt ist, bis noch einen Reifen von hinten, wo es Doppelreifen hat, vorne montiert ist und schlussendlich der kaputte wieder hinten angemacht ist. Soweit so gut - zweieinhalb Stunden vergangen. Klarerweise kann man mit einem notduertig geflickten Reifen nur bis ins naechste Dorf fahren, wo er dann in einer Zwei-Stunden-Reparatur "gut" geflickt wurde. Danach faehrt man weiter, bis einem einfaellt, dass es eigentlich schon Zeit zum Abendessen ist. Also noch einmal Halt und eine Stunde Zeit um sich den Bauch volllzuschlagen. Im Endeffekt bin ich um 10 Uhr abends todmuede und "etwas" genervt nach einer 10-stuendigen-Reise in Tomaycuri angekommen und gleich ins Bett gefallen.
Reisen am Land von Bolivien ist eben eine Sache fuer sich und man braucht vor allem Zeit (siehe auch Bericht vom 22. Mai).
Noch eine kleine Anekdote von meiner Dorfverantwortlichen: Allen Ernstes erzaehlte sie mir, dass es im Bení (Departament von Bolivien) noch Leute im Urwald geben, bei denen die Evolution noch nicht so weit fortgeschritten sei. Als ich sagte, dass ich das nicht glaube, meinte sie nur: Ich habe es doch selbst gesehen. Traurig, wenn man zusaetzlich weiss, dass sie die bolivianische Matura und ein abgeschlossenes Jus-Studium hat.
Leider war es im Dorf in den letzten Wochen in der Nacht immer sehr kalt und ich verkuehlte mich deswegen - vor allem mein Hals schmerzte wieder und ich hatte teilweise keine Stimme. Mittlerweile ist aber, nach einigen Tagen Aufenthalt im etwas waermeren Llallagua, wieder gut und ich fuehle mich gerade ganz gesund, was ja leider der Ausnahmezustand in den letzten zehn Monaten war.
Am 29. Mai fuehrte ich den "Taller de Germinados" (Seminar zur Keimlingsherstellung) mit den Gastmüttern im Dorf durch. Obwohl die Verständigung nicht leicht war, da die meisten beinahe nur Quechua sprechen, denke ich, dass sie verstanden haben, wie gesund, Keimlingssprossen der verschiedenen Getreide sind. Wir bastelten gemeinsam fuer jede Gastmutter mit PET-Flaschen eine "Keimflasche" und ich schenkte ihnen noch eine Ration Quinua, damit sie gleich die ersten Sprossen ziehen konnten.
Da in Bolivien am 6. Juni "Día del Maestro" (Tag des Lehrers) ist, war an jenem Freitag schulfrei und die LehrerInnen das ganze Wochenende betrunken. Ich nutzte das verlaengerte Wochenende und fuhr mit Esther und Philippe, den beiden Schweizern aus Llallagua, nach Sucre. Leider blockierten aber jenen Freitag die Buschauffeure die Stadteingänge von Sucre und es gab wirklich kein Durchkommen. Zum Glueck war aber der Streik nach drei Stunden Warten um sechs Uhr abends bereits zu Ende und wir konnten zum Haus einer anderen Schweizerin fahren, wo wir uebernachteten. In Sucre genossen wir vor allem das ausgezeichnete Essen, das waermere Wetter, die wunderschoene Stadt und - klar - die Fussballspiele der EM, die sogar bis nach Bolivien uebertragen werden. Ein paar Hintergrundinformationen zu Sucre: http://de.wikipedia.org/wiki/Sucre
Am Montag gab es dann in ganz Sucre kein Benzin, da ja die vergangene Woche kein Transporter in die Stadt konnte. Doch die Tankstellenangestellten machten uns dennoch Hoffnung und meinten, zu Mittag waere der LKW doch sicher schon angekommen. Also reihten wir uns in die Schlange der wartenden Fahrzeuge ein und - genossen die Sonne fuer zwei Stunden. Als es dann hiess, wahrscheinlich komme heute kein Benzin mehr, tankten wir aus unseren mitgebrachten Kanistern, wobei wir nachher sehr nach Benzin stanken.
So kam ich dann doch noch in Tomaycuri an. Allerdings blieb ich dort nicht mehr als einen Tag: Am Dienstag Nachmittag hiess es, dass die Lehrer ab Mittwoch in Streik treten und Sandra, die Dorfverantwortliche der Fundación Pueblo, und ich fuhren auf der Ladeflaeche eines LKW noch in der Nacht bis Llallagua. Ich hatte die Kälte ein wenig unterschaetzt, aber zum Glueck waren die geladenen Zementsaecke mit einer Plastikplane bedeckt, die ich kurzerhand als Decke verwendete und darunterkroch.
Da die Lehrer dann drohten, ab Montag in unbegrenzten Streik zu treten, wurden einfach von der Regierung die Winterferien um zwei Wochen vorverschoben und begannen nun bereits vergangenen Montag. Zur Zeit ist die Diskussion, ob die Lehrer nun diese Entscheidung akzeptieren oder trotzdem Unterricht abhalten werden. Oder doch streiken, oder zusaetzlich noch Strassen blockieren, oder, oder, oder ...
Fuer mich kam natuerlich, wie fuer alle hier, das Schulende sehr ueberraschend. Da ich mich nicht einmal von den Stipendiaten verabschiedet habe, bin ich auch ein wenig traurig darueber, dass es nun so ploetzlich zu Ende war. Ich werde ihnen aber fuer jeden ein Gruppenfoto mit mir zurucklassen, damit sie zumindest eine kleine Erinnerung haben, an ihren "tío" (Onkel), wie ich immer liebevoll genannt wurde.
Dafuer veranstaltete ich am Freitag, den 13. Juni, eine kleine Abschiedsfeier in Llallagua, wobei ich die Mitarbeiterinnen hier zu einem Abendessen mit guter oesterreichischer Nachspeise - Palatschinken - einlud. Obwohl manche Personen das Datum nicht so gut fanden, war es trotzdem eine nette kleine Feier.
Am vergangenenen Mittwoch fuhr ich das letzte Mal nach Tomaycuri um meine Sachen rauszuholen und von den Leuten Abschied zu nehmen. Weiters uebergab ich die fuenf neuen Fussbaelle, die von einem Lehrer des Gymnasium Freistadts bezahlt wurden, an die Becados (Stipendiaten), die eine grosse Freude hatten, da zur Zeit alle anderen Baelle bereits kaputt sind.
Am Donnerstag lud ich noch die Dorfverantwortliche und zwei Personen des Dorfes auf Marmelade-Palatschinken ein, die ihnen sehr schmeckten. Auf der einen Seite waren diese letzten Tage traurig: Von manchen Personen, zum Beispiel meinem Hausbesitzer, einigen Gastmuettern oder den SchuelerInnen, fiel es mir nicht leicht, Abschied zu nehmen, da ich weiss, dass ich sie vielleicht nie wieder sehen werde, obwohl ich allen versprochen habe, wenn ich wieder genug Geld fuer den Flug habe, zurueckzukehren und sie zu besuchen.
Gestern fuhr ich dann, nachdem ich wieder einmal sechs Stunden gewartet hatte, wieder nach Llallagua und genoss nach der staubigen LKW-Fahrt die Dusche. Am Abend feierten wir dann mit der Bevoelkerung das den andinen Jahreswechsel - seit heute befinden wir uns im Jahr 5516. Ab zirka 11 Uhr abends wird am Stadtplatz getanzt und gefeiert bis es Mitternacht ist und das neue Jahr beginnt. Der richtige Jahreswechsel ist aber erst am 21. Juni bei Sonnenaufgang. Auf diesen warten alle und vertreiben sich die Zeit mit Tanz und sehr viel Alkohol. Danach wird ein Berg bestiegen und man wartet auf Tata Inti (Vater Sonne). Mit den ersten Sonnenstrahlen beginnt das neue Jahr und alle koennen schlussendlich ins Bett gehen. Wer Spanisch kann oder auch nur um die Fotos anzusehen, hier zwei Links zu Hintergrundinformationen: http://www.rpp.com.pe/detalle_108045.html http://www.eldiario.net/noticias/nt080621/6_06clt.php

Zur Zeit befinde ich mich in Llallagua und geniesse ein wenig den Luxus, zum Beispiel warme Dusche, wenn es gerade nicht wieder einmal kein Wasser hat. Untertags arbeite ich im lokalen Büro, wo ich auch meinen letzten Arbeitsbericht aus dem Dorf fertigstellte. Wer Interesse hat und Spanisch kann, hier der Link: http://www.doktus.de/dok/51474/informe_junio_2008.html
Alle die meinen Blog das ganze Jahr ueber fleissig verfolgt haben, koennen sich sicher noch erinnern, dass ich zur Weihnachtszeit in Arica, Chile, am "bolivianischen" Strand meinen Urlaub verbrachte. Auch Esther und Philippe waren vor einiger Zeit dort und haben sich nun die Muehe gemacht, einen "Vergleich Llallagua-Arica" zu schreiben. Da ich den Text wirklich toll finde und ich auch aehnliche Gedanken hatte, hier der Link: http://www.doktus.de/dok/51470/vergleich-llallagua-arica.html

Und last but not least, der Link zu den Fotos:


Ganz liebe Gruesse aus Llallagua nach Europa,

in weniger als 60 Tagen sehen wir uns,

Andreas

Donnerstag, 22. Mai 2008

Auch das letzte Viertel wird vorüber gehen! :-)

¡Hola!

Ein Überblick über die Geschehnisse der letzten drei Wochen hier im Norden von Potosí:
Am Sonntag, 4. Mai, findet im Norden Potosís das alljährliche "Fiesta de la Cruz" (Fest des Kreuzes) statt. Dieses ist unwiderrufliche mit dem bekanntesten lokalen Tanz, dem Tinku, verbunden. Macha, ein kleiner Ort eine Autostunde von "meinem" Dorf entfernt, ist der bekannteste Austragungsort dieses Fest. Da der Bus, mit dem ich am Sonntag normalerweise ins Dorf fahre, auch Macha passiert, erlebte ich live, was es heisst, wenn die Tinkutänzer aufs Tanzen pfeifen und sich den Kampf ansagen. Am Hauptplatz wird fröhlich getrunken, getanzt und Waren verkauft, während 50 Meter weiter zwei "verfeindete" Gemeinden sich mit Steinen die Köpfe einschlagen. Und das im wahrsten Sinne des Wortes - Ergebnis dieses Jahres: zwei Tote und unzählige Verletzte. Wenn man allerdings mit den Menschen hier spricht, heisst es oft, einer muss sowieso mindestens sterben, da sonst kein Opfer fuer die Pachamama dargebracht wurde (gute Erklaerung von Pachamama: http://de.wikipedia.org/wiki/Pachamama). Die Polizei, die eigentlich das Schlimmste verhindern sollte, erscheint sehr hilflos - ein paar Dorfpolizisten die eine Horde rauflustiger Bauern/Bäuerinnen in Schach halten sollte. Wenn es als zu schlimm befunden wird, wirft man halt wieder einmal eine Tränengasbombe unter das Volk, was aber relativ wenige abschreckt. Eine gute Homepage zum Tinku in der Gegend von Macha ist: http://www.unet.univie.ac.at/~a9750175/deutsch/atinku.htm
Nachdem wir zirka eine Stunde im Bus gewartet haben, da wegen der Raufereien einfach kein Durchfahren möglich war, ging es dann doch ueber einen kleinen Umweg weiter.
Im Englisch-Unterricht sind die Bücher, die ich vom Gymnasium Freistadt bekommen habe, sehr nützlich - allerdings kennt man das hier nicht, das Unterrichtsmaterialien aufbauend sind, d.h. ich muss zuerst die Lektion 1 beherrschen, bevor ich Lektion 2 machen kann. Hier wird halt bei der Unterrichtsvorbereitung das Buch aufgeschlagen und zufällig ein Lied oder eine Übung ausgewählt, die gerade ein bisschen zum Stoff passt. Wahrscheinlich ist das eben nicht so, wie es sich die Autoren der Bücher und LehrerInnen in Österreich vorstellen, aber für hier, wo normalerweise nur fade Satzübersetzungen gemacht werden, einfach ein grosser Fortschritt in der Unterrichtsqualität.
Im Dorf ist es jetzt in der Nacht schon immer sehr kalt - wir befinden uns ja im Herbst und bewegen uns in raschen Schritten dem Winter zu. Am Morgen steht das Termometer meist nur bei 5° C, aber im Zimmer. Draussen duerfte es noch um einiges kaelter sein, da der Wasserhahn oft bis 1 Uhr Nachmittag gefroren ist.
Als ich letztes Wochenende nach Llallagua fuhr, hatte ich leider ein bisschen Pech: Am Freitag, 10 Uhr morgens konnte ich mit einem PKW bis ins naechste Dorf mitfahren. Von dort ist es normalerweise kein Problem eine Mitfahrgelegenheit bis nach Llallagua zu bekommen. Dem war aber nicht so - geschlagene sechs Stunden sass ich am Strassenrand, mit scharfem Blick in der Ferne ein Auto suchend, und - es kam nichts. Schlussendlich, um 5 Uhr nachmittags konnte ich mit einem Lehrer nach Llallagua fahren. So dauerte meine Reise, die normalerweise ca. 5 Stunden ist, diesmal das Doppelte - naemlich 10 Stunden. Aber gut - ich habe es ueberlebt, wenn auch mit schweren Nervenschäden. ;-)
Diese Woche bin ich bereits am Dienstag aus dem Dorf geflüchtet, da ich am Morgen einfach keine Stimme hatte und es mir auch so gesundheitlich nicht gut ging - eine sehr kurze Woche, da aber nur bis Mittwoch Schule nicht so schlimm. Mittlerweile geht es auch langsam wieder besser und ich geniesse fuer ein paar Tage den Luxus in einem "europäischen" Haus zu wohnen (inkl. warmer Dusche!!!).
Freue mich auf eure Rückmeldungen per E-Mail!
Liebe Grüsse aus Llallagua im kalten Norden Potosís,
Andreas

PS: Mittlerweile sind es schon weniger als 3 Monate bis ich wieder in Österreich bin. Freue mich schon wieder auf euch!

Sonntag, 4. Mai 2008

Mit vollem Schwung ins letzte Drittel!

¡hola amig@s en el mundo!

Nach mehr als einem Monat und einigen "Beschwerden" ;-) , wann den wieder ein Eintrag komme, hier der Bericht über die vergangenen sechs Wochen in Bolivien.
Leider fing die Woche nach dem 15. März nicht besonders gut an - bereits am Montag wieder einmal Durchfall. Wahrscheinlich war ein Sandwich, das ich am Vortag auf der Reise gekauft hatte, bereits zu lange zubereitet. Da in jener Woche die Karwoche und bereits ab Mittwoch keine mehr Schule mehr stattfand, konnte ich bereits am Dienstag Nachmittag aufbrechen und meine Reise in Richtung Süden des Landes, nach Tarija (Link: http://www.bolivia.de/de/tourismus/tarija.html) beginnen. Doch meine Pläne gingen nicht ganz auf - am Dienstag kam erst spätabends ein LKW, der mich mitnahm. Allerdings nur bis Macha, dem nächsten Dorf, und dort war meine Reise für diesen Tag auch bereits wieder zu Ende - keine weitere Mitfahrgelegenheit in Richtung Potosí. Also übernachtete ich in Macha für 6 Bolivianos (ca. 60 Eurocent) und hatte Angst, dass mir vom Kari-Kari mein Fett in der Nacht abgesaugt würde, da ja dies in jenem Dorf besonders gefährlich sei. Am Land in Bolivien glauben beinahe alle an diesen "Geist" und fürchten ihn, da man normalerweise danach stirbt. Das Problem ist zusätzlich, dass die Legende besagt, dass ein ausgebildeter Arzt die Krankheit nur schlimmer mache und man nur mit traditioneller Medizin eine Chance hätte. Das dadurch viele, oft leicht heilbare, Krankheiten einfach unbehandelt bleiben, liegt auf der Hand.
Am nächsten Morgen ging es weiter nach Potosi (http://de.wikipedia.org/wiki/Potos%C3%AD), wo ich die "Casa de la Moneda" - "Haus des Geldes" besuchte. Die ehemalige Münzprägestätte der Spanier dient nun als Museum, wo vor allem die Geschichte Potosís dargestellt wird. Interessant ist, dass heute einige der bolivianische Münzen in Spanien geprägt werden - Geschichte einfach umgedreht!
Über Nacht ging es dann weiter nach Tarija, der Stadt des Weines in Bolivien. Ich genoss in diesen zwei Tagen vor allem das Wetter - endlich wieder einmal nur mit kurzem T-Shirt herumzulaufen. Doch nicht nur das Wetter war ein Genuß, sondern auch der Wein, den ich in einer privaten Tour mit einem Taxifahrer (70 Bol - 6 EUR) in drei Weinkellnern degustierte. In der Nacht von Karfreitag auf Karsamstag ging es in einer zehn-stündigen Busfahrt wieder zurück nach Potosí, wo ich meinem Hotel das warme Duschen und die Gemeinschaft mit Leuten aus aller Welt genoss - wo kann man schon mit Personen von vier Kontinenten (S-Amerika, N-Amerika, Europa, Australien) gemeinsam ein Bier trinken?
Am Sonntag schloss ich meinen Urlaub mit der fünfstündigen Rückreise ins Dorf - Tomaycuri - ab.
Doch die Höhepunkte gehen weiter: Am Montag, 24. März, wurde der Tag des Meeres gefeiert (interessanter Erfahrungsbericht unter http://blog.amistad-bolivia.info/tag-des-meeres-dia-del-mar/). Ich nutzte die "Hora Cívica" (Feierstunde) um zum Schluss die Englisch-Bücher, die mir das BG/BRG Freistadt gesendet hatte, ofiziell an die Schule zu übergeben. Aus diesem Grund musste ich meine erste kleine Rede auf Spanisch halten und es "geht mittlerweile ganz flüssig". ;-)
In jener Woche hatten wir leider im Dorf immer wieder Probleme mit dem Wasser - nur selten tropfte es aus den Hähnen und wenn, dann stand die gesamte Dorfbevölkerung Schlange um etwas Wasser zu ergattern. Zum Glück ist das Loch in der Leitung aber mittlerweile wieder geflickt - allerdings wurde mir richtig bewusst, wie hilflos wir ohne Wasser sind und wie wenig wir die gute Trinkwasserversorgung in Österreich schätzen.
Meine Fahrt nach Llallagua in jener Woche (27. März) war auch ein Erlebnis - da der LKW zuvor Mehl transportiert hatte, waren wir nachher "mehr als weiß" - zumindest kannte man den Unterschied nicht mehr, wer nun der Gringo "Weißer" war. :-)
Am Wochenende wohne ich seit einiger Zeit bei Esther und Philippe, zwei Schweizern, die in Llallagua im "Centro Integral Juvenil" (Jugendzentrum) arbeiten. Für mich ist es immer sehr angenehm, europäisches Essen zu geniessen, mit jemanden, der ähnliche Erfahrungen macht, zu tratschen, warm zu duschen, ...
Da ich schon mehrmals gefragt wurde, wie gross denn die Schule in meinem Dorf sei, hier die aktuellen Zahlen aus Tomaycuri: insgesamt 378 SchülerInnen und 14 LehrerInnen in 12 Schulstufen (bis zur bolivianischen Matura); allerdings gehören zur "Zentralschule" in Tomaycuri noch einige kleinere Schule in anderen Dörfern dazu: alles gesamt: 735 SchülerInnen und 30 LehrerInnen
Hoffe, die Neugierde ist befriedigt! ;-)
Am 3. April marschierte ich gemeinsam mit den beiden Direktoren und der Lokalkoordinatorin genau zu so einer kleineren Schule in Qheojo. Nach einer zweieinhalbstündigen Wanderung (normalerweise eineinhalb Stunden, aber wir haben uns verlaufen) über Stock und Stein, nahmen wir an einer Versammlung mit den Lokalautoritäten, Eltern usw. teil. Das Ziel war auch, SchülerInnen, die die achtjährige Schulpflicht noch nicht abgeschlossen haben, zum Schulbesuch zu überreden. Gesetzlich könnten sogar bis zu 500 Bolivianos (40 EUR) Strafe verhängt werden, was aber nahezu nie geschieht und für die Landbauern einfach nicht leistbar wäre - dieser Betrag muss für die Ernährung einer Familie für mehrere Monate reichen.
Wer aufmerksam meinen Blog verfolgt hat, kann sich sicher an meine Zimmermaus erinnnern - dies ist nun das letzte Kapitel der Geschichte. Am 8. April wurde das Mäuschen tot und halb von Maden zerfressen unter meinem Schrank gefunden. Ruhe in Frieden, meine Hausmaus, und dass keine Nachfolger erscheinen!
Am 10. April fand in die Tomaycuri die ofizielle Übergabe der Verantwortung der Schülerpension in Familien von Fundación Pueblo an die Gemeinde statt. Mittlerweile läuft das Programm im fünften Jahr und hat schon vielen SchülerInnen den Schulbesuch ermöglicht. Um die Nachhaltigkeit zu garantieren zieht sich Fundación Pueblo nun Mitte des Jahres zurück und die Gemeinde führt das Programm weiter. Fundación Pueblo wird nun in anderen ländlichen Regionen Boliviens den Samen des Programms säen und wir hoffen, dass die Ernte so reichhaltig ausfällt wie im Norden von Potosí.
Wie bereits im Titel ersichtlich ist, habe ich schon mehr als zwei Drittel meines Dienstes abgeschlossen. Um den Staat Österreich über meine Tätigkeit hier zu informieren, erstellte ich nach dem 8. Monat meinen zweiten Tätigkeitsbericht. Im Internet ist er unter http://www.doktus.de/dok/50756/taetigkeitsbericht2_horner.html zu finden, wo ihr euch ihn jederzeit downloaden könnt (links auf rotes Symbol unter " Dnload Dokument als:" drücken).
Am 12. April ging ich mit Esther und Philippe, den Schweizern, und einem weltreisenden Franzosen in Llallagua in die Mine. Ausgerüstet mit Wasser, Taschenlampen und Zigaretten für die Mineros (Minenarbeiter), starteten wir um sieben Uhr morgens unseren Ausflug. Mit einem Minero ging es 90 Meter auf glitschigen Holzleitern in die Tiefe. Die Arbeiter schuften in winzigen Stollen bei Hitze und Feuchtigkeit für einen Hungerslohn. Da jeder Minero auf seine eigenen Kosten arbeitet, kommt es auch sehr auf das Glück drauf an, ob er erzreiches Gestein, und vor allem in welcher Qualität findet, dass er dann weiterverkaufen kann. Nach einer kleinen Tour in der Mine führte uns der Minero zum Aufenthaltsraum und meinte, wir sollten dort drei Stunden auf ihn warten, da er jetzt arbeiten gehe. Also verbrachten wir jene Zeit neben einem Kompressor zur Luftversorgung, dösend, Koka-Blätter-kauend und auch ein wenig verärgert. Aber unser Führer kam zurück und wir erblickten nach einer aufregenden Liftfahrt - offener Holzkabine an Seil - und sechs Stunden unter der Erde das Tageslicht. Fix und fertig gingen wir durch die Stadt, von allen Einheimischen begafft, und freuten uns nur mehr auf die Dusche und das Hühnchen, das wir als Mittag-/Abendessen verspeisten.
Letzte Woche musste/durfte ich schon wieder reisen: Da ich in Bolivien immer nur ein Visum für 90 Tage, führte mich diese fünftägige Reise über die Grenze nach Argentinien. Im Grenzort La Quiaca verbrachte ich eine Nacht um am nächsten Tag wieder nach Bolivien einzureisen und - zum Glück - weitere 90 Tage Visum in Empfang nehmen durfte. Bei der Rückreise machte ich Halt in Tupiza (http://de.wikipedia.org/wiki/Tupiza) und liess mich auf dem Rücken eines Pferdes drei Stunden durch die herrliche Landschaft tragen.
Am Samstag ging es dann schon wieder in die Mine - diesmal in Potosí, wo diese Touristentouren schon ein riesiger Wirtschaftszweig sind. Die Mineros arbeiten allerdings unter den gleichen schlechten Bedingungen wie in Llallagua. So stirbt nur in Potosí im Durchschnitt ein Minenarbeiter pro Woche bei Unfällen im Berg.
Wie viele wahrscheinlich wissen werden, fanden in letzter Zeit zwei Konzerte der "Gymnasian Harmonists" des BG/BRG Freistadt unter der Leitung von Mag. Peter Wiklicky zu Gunsten von Fundación Pueblo statt. Ich gratuliere zu den zwei gelungenen Verstaltungen und bin ein wenig traurig, dass ich selbst nicht dabei sein konnte. Also, ein herzliches "muchas gracias" an den Chor (ihr habt eure humanitäre Reifeprüfung alle mit ausgezeichneten Erfolg bestanden!), an alle Mitwirkenden und natürlich an alle SpenderInnen! Ich freue mich sehr, da ich weiss, wie gut das Geld hier gebraucht und vor allem auch, wie sinnvoll es eingesetzt wird.
Zum Schluss gibt es natürlich zu diesen Geschichten auch noch Fotos.
Hier der Link:
Mit vollem Schwung ins letzte Drittel!


PS: Eigentlich hätte dieser Eintrag schon vor einer Woche online gehen sollen. Da aber in Bolivien vieles nicht planbar ist, könnt ihr ihn erst heute lesen. Letztes Wochenende war die Strasse von meinem Dorf nach Llallagua auf einer Strecke von einem Fussweg von zwei Stunden blockiert. Der Nachbarort streikte - aber nicht wie in Oesterreich ein paar Leute, nein: das gesamte Dorf stand still. Angefangen von den Marktfrauen, ueber die Tankstelle bis zur Polizei arbeitete niemand. Der Grund: Der Buergermeister und die gesamten Lokalautoritäten sollten zuruecktreten. Aus diesem Grund hiess es am letzten Freitag schon zwei Stunden in der Mittagshitze marschieren. Am Samstag Abend wurde mir dann Auskunft gegeben, dass der Bus, der am Sonntag ins Dorf faehrt, erst am Sonntag Abend und nicht wie normal um zehn Uhr morgens fahren wird. Da ich dieser Auskunft des Busfahrers vertraute, wollte ich am Sonntag ausschlafen und danach den Bericht online stellen. Dem war aber nicht so: Als ich um viertel nach 10 Uhr morgens zum Bus ging, um nachzufragen, wann er nun fahre, meinten sie, er fahre jetzt sofort. Gut - Stress, Stress, Stress: Schnell Sachen gepackt, dabei Toilettsachen vergessen, zum Bus geeilt und den Eintrag nicht online gestellt. Soweit eine Geschichte aus Bolivien.
Noch eine Anmerkung zu den Zeitungsberichten zur Zeit in Oesterreich: Die schreckliche Geschichte zum "Martyrium im Kellerverlies" erschien sogar im bolivianischen Fernsehen. Doch auch in den bolivianischen Tageszeitung ist sie zu finden, z.B.: http://www.laprensa.com.bo/noticias/02-05-08/02_05_08_mund1.phpFuer viele Menschen hier wird es wahrscheinlich das erste Mal sein, dass sie etwas von Oesterreich hoeren. Ich wurde gestern bereits im Büro darauf angesprochen und gefragt, ob das mein Dorf sei.
Jetzt aber wieder etwas zur politischen Lage in Bolivien:
Am Sonntag, 4. Mai, wird es in Santa Cruz, einem Departament ("Bundesland") Boliviens, Autonomieabstimmungen geben, die aber von der Regierung in La Paz als ungueltig erklaert wurden. Es wird auch gesprochen, dass Leute aus dem Hochland, die zum Grossteil regierungstreu sind, sich formieren und am Sonntag nach Santa Cruz reisen um Leute am Abstimmen zu hindern, de facto um sich zu pruegeln. Zur Zeit weiss einfach niemand, was am Sonntag und in der Zeit danach passieren wird - im Radio wird sogar von Putschversuchen gesprochen. Ziemlich sicher wird es wieder Strassenblockaden geben und aus diesem Grund bin ich schon am Einkaufen von Lebensmittel, die dann vielleicht nicht geliefert werden. Zu diesem Thema erschien sogar in einer österreichischen Tageszeitung ein Artikel:

Samstag, 15. März 2008

Wieder im Campo!

¡Hola!

Seit mittlerweile drei Wochen befinde ich mich wieder im "Ländle", in meinem Dorf Tomaycuri im Norden Potosis. Für das Programm der Fundación Pueblo im Dorf ist seit diesem Jahr eine neue Encargada (Lokalkoordinatorin) zuständig - Sandra, eine Bolivianerin aus Llallagua, die nun mit mir versuchen wird, die Arbeit mit den Becados (Stipendiaten), Anfitrionas (Gastmütter), Dorfautoritäten, LehrerInnnen, ... bestmöglichst zu erledigen und zu koordinieren.
Leider war ich in der ersten Woche, nach nur zwei Tagen im Dorf, wieder einmal krank - wahrscheinlich habe ich etwas Falsches gegessen und schon waren wieder ein paar Tage mit Durchfall und Bauchgrimmen angesagt. Aber gut: Alles was einem nicht umbringt, macht einem nur härter. ;-)
Mit den Transportmitteln hatte ich auch nicht wirklich Glueck: Da ich in der ersten Woche krank war, wollte ich bereits am Donnerstag nach Llallagua fahren und, falls es nicht besser geworden wäre, bis nach La Paz - aber wie immer kam alles anders als geplant: Jenen Donnerstag saß ich ab acht Uhr frueh herum und wartete, dass ein Auto oder LKW käme, das mich mitnähme. Im Endeffekt wartete ich bis fuenf Uhr abends und in diesen neun Stunden des Wartens kam einfach nichts, das irgendwie einem Fahrzeug ähnlich gesehen hätte. Ich weiss selbst nicht, wie ich diese Geduld fuer jene ewigen neun Stunden des Wartens aufgebracht habe - aber vielleicht hat sich ja doch schon etwas bei mir selbst verändert. :-) Schlussendlich fuhr ich erst freitags nach Llallagua.
Nachdem alle 45 Plätze der Schülerpension vergeben waren, begann in der Woche ab 3. Maerz meine Arbeit mit den Kindern. Morgens und abends jeweils zwischen einer und zwei Stunden "Nachhilfe", in denen wir die Hausaufgaben machen, didaktische Spiele spielen und das in der Schule Gelernte vertiefen. Nicht immer einfach, aber mir macht es trotzdem Spaß. Ab dieser Woche, die bereits die fuenfte (!) Schulwoche dieses Jahres darstellt, begann auch der Englisch-Unterricht. Dank der Schulbuecher, die das BG/BRG Freistadt zur Verfügung stellte, kann nun endlich der Unterricht, auch mit meiner Hilfe, abwechslungsreicher gestaltet werden. Erste Fortschritte sind insofern bemerkbar, dass die SchülerInnen, denen die Aussprache der englischen Wörter sehr schwer fällt, mit Hilfe von Liedern viel schneller die richtigen Laute finden und endlich nicht die Wörter einfach so aussprechen, wie man sie schreibt.
Fortsetzung meiner Mausgeschichte: Nachdem nun mein "Ratoncito" (Mäuschen) begann, meine Karotten und mein Brot, das sich in den besten Verstecken befindet, zu fressen, musste eine stärkere Waffe her. Zum ersten Mal in meinem Leben verwendete ich Rattengift und es scheint erfolgreich gewirkt zu haben. Hoffentlich!
Vergangenen Freitag stellten Sandra (Encargada) und ich zum ersten Mal in Boliven Brot her - aus sieben Kilo Mehl und etlichen anderen Zutaten wurden 108 Brötchen gemacht, die fuer zirka eineinhalb Wochen reichen sollten. Das Brot wurde ein voller Erfolg und ich habe bereits wieder Mehl gekauft um weitere "Luxusbrötchen" mit Kaese usw. zuzubereiten.
Da wir uns gerade am Ende des Sommers befinden, ist hier in Bolivien Zeit der Ernte - die Märkte quellen über mit aller Art von Früchten. Zum ersten Mal in meinem Leben durfte ich frische Feigen, Chirimoya und Granatäpfel probieren.
In Llallagua, der Stadt, in die ich normalerweise am Wochendende zum Einkaufen, Internet surfen usw. fahre, habe ich mein Zimmer gewechselt - jenes, das ich mit Andreas, dem zweiten Volontär der Fundación Pueblo, der sich bereits wieder in Deutschland befindet, geteilt habe, wurde gekündigt und ich wohne nun im Haus zweier Schweizer, Esther und Philippe, die für zwei Jahre in Llallagua in einem Jugendzentrum arbeiten werden. Und ich muss sagen, es gefällt mir gut - vor allem muss ich mich nicht mehr mit meiner Vermieterin streiten, wenn ich einmal die Woche duschen moechte!
Das Wetter ist zur Zeit sehr unbeständig - manche Tage regnet es beinahe ununterbrochen und alles verwandelt sich in ein riesiges Matschfeld. Aber es gibt auch Tage, an denen die Sonne scheint und die Temperaturen mehr als zwanzig Grad erreichen, was allerdings eine Seltenheit ist.
Zur Zeit ist die wirtschaftliche Lage in Bolivien angespannt, da die Inflation dieses Jahr von Jänner bis März beinahe schon 10% erreicht hat (Quelle: http://www.ine.gov.bo). Manche Analysten erwarten, dass die Inflation bis Jahresende bis zu 30% ansteigen kann. Für mich hat das keine so grossen Auswirkungen, da natürlich auch der Kurs Euro-Boliviano fuer mich besser wird, aber fuer die Bevölkerung, v.a. die ärmeren Schichten, koennte das noch zu einer Katastrophe ausarten.
Wuensche euch nur das Beste aus Bolivien,
ein frohes Osterfest und bis bald,
Andreas
PS: In der Freistädter Rundschau erschien vergangenen Donnerstag ein Artikel ueber meine Arbeit in Bolivien. Hier der Link: http://www.rundschau.co.at/lokales/artikel/2008/03/13/andreas-hilft-in-bolivien-schalern-und-sogar-lehrern
Vielen Dank an Herrn Prof. Aigner, der das ermöglicht hat.

Freitag, 22. Februar 2008

¡Tschau La Paz!

¡Queridos amigos!

Meine Zeit hier in La Paz, während der ich vor allem im Büro gearbeitet habe, ist vorüber. Morgen geht es wieder mit viel Gepäck in Richtung Llallagua und am Sonntag dann weiter ins Dorf. Drückt mir die Daumen, dass der Regen nicht zu heftig ausfällt, damit alle Straßen gut passierbar sind. Ich freue mich schon wieder auf die Arbeit mit den Stipendiaten und den SchülerInnen im Dorf, denn ein weiters Mal habe ich gemerkt, dass die Büroarbeit einfach nicht das Wahre für mich ist. Klar war das Leben hier mit europäischen Luxus eine angenehme Abwechslung, aber ich habe bereits mehr als die Hälfte meiner Zeit des, nicht immmer einfachen, Alltags am Land ueberlebt. ;-)
Vor allem freue ich mich schon wieder auf den Englisch-Unterricht, der dank der Freistädter Schulbuecher, nun um einiges wertvoller, sinnvoller und lustiger werden wird.
Un saludo de La Paz,
¡hasta pronto!
Andreas

Sonntag, 17. Februar 2008

Halbzeit

¡hola!

¿Cómo están allí en Europa? ¿Todo bien?
Dieser Bericht, die Fotos und, man staune, auch die Videos handeln zum größten Teil vom Karnaval und den ihn umgebenden Ritualen.
Alles begann mit der Ch`alla de la Oficina (Reinigung/Segnung des Büros) am Freitag vor Karnaval, also am 1. Februar. Im gesamten Büro wurden Konfetti mit Zuckerkügelchen verstreut, die Schreibtische mit Luftballonen und Faschingsschlangen geschmückt und danach in alle Ecken Alkohol gegossen. Dieses Ritual, wie alle Ch`allas, sind zu Ehre der Pachamama, also der Mutter Erde (siehe auch http://de.wikipedia.org/wiki/Pachamama).
Am Nachmittag fuhr ich dann in Richtung Oruro, wo der bekannteste Karnaval Boliviens stattfindet. An diesem Wochenende sind alle Hotels ausgebucht, trotz der gestiegenen Preise, doch ich konnte zum Glück im Haus einer Bekannten unterkommen. Die sicherlich wichtigste Investition dieser Tage war mein Plastikponcho, denn immer und überall wird mit Wasserbomben geschossen und mit Schaum gesprüht. Vor allem die Kleineren haben einen Riesenfreude, wenn sie auf der Strasse einen Gringo (Weissen) getroffen haben. Am Samstag ist dann die grosse Parade der verschiedensten Tanzgruppen, die von 8 Uhr früh bis lange nach Mitternacht dauert. Die BolivianerInnen, die daran teilnehmen, geben zum Teil ein Vermögen aus fuer die Miete der Kostueme, die Startkosten usw. Schon am Vormittag sollte man sich einen Platz auf einen der Holztribühnen reservieren, da am Samstag dann alles voll wird. Ob allerdings diese Tribühnen einer TÜV-Prüfung standgehalten hätten, ist mehr als fraglich. In diesem Zusammenhang muss ich auch über ein trauriges Erlebnis berichten: Die Tribühne wird ueber eine Holzleiter betreten, die durch das Wasser und den Schaum extrem rutschig wird. Am Nachmittag hoerte man auf unserer Tribüne auf einmal ein "Platsch" und dann einen Aufschrei. Zuerst dachte ich, dass ein Kind zwischen den Sitzen durchgerutscht sei und auf den Boden gefallen ist. Doch es war ein, augenscheinlich betrunkener, Mann, der auf der Leiter ausgerutscht war und nun bewusstlos auf dem Boden lag. Das Traurige ist, dass es, obwohl so viele Menschen versammelt waren, ewig dauert bis Hilfe kommt. Zuerst in Form der Militärpolizei, die ihn ihn den Hauseingang zerrte (wenn der eine Wirbelverletzung hatte!) und nach etwa einer halben Stunde in Form des Roten Kreuzes. Aber glaubt nicht, dass hier Spezialisten mit Ausrüstung kamen. Nein, Jugendliche, ich schaetze zwischen 15 und 23 Jahren, die selbst auch nicht wussten, wie sie mit der Situation umgehen sollten. Was mit ihm weiters passiert ist, weiss ich leider nicht - ich wuensche ihm auf alle Fälle das Beste fuer die Genesung. Anzumerken ist hier noch, das der Karnaval in Bolivien im ganzen Land ueber 70 Tote gefordert hat, zum Grossteil Alkoholvergiftungen.
Aber es soll nicht der negative Eindruck überwiegen: Der Karnaval in Oruro war fuer mich eine einmalige Gelegenheit, die verschiedensten Tänze kennenzulernen und einfach auch zu feiern. Für mich war verwunderlich, dass die Leute hier in der Hochebene, die mir bis jetzt eher als zurueckhaltend und oft auch als traurig erschienen sind, ein solches Riesenfest zu feiern.
Am Sonntag ziehen die Gruppen dann ein zweites Mal ein, allerdings war ich da schon auf dem Weg in Richtung Cochabamba (siehe auch http://de.wikipedia.org/wiki/Cochabamba) . Dort genoss ich fuer zwei Tage das angenehme Klima, streifte ein wenig durch die Stadt und bestaunte die gröesste Christusstatue der Welt.
Bei der "Heimfahrt" nach La Paz hatte ich in Oruro noch einmal die Gelegenheit eine Ch`alla mitzuerleben. Am Dienstag nach Karnaval ist der "Tag der Ch`alla" und es wird alles "gesegnet/gereinigt", was einem wichtig ist - Häuser, Autos, Wohnungen, Geschäfte usw.
Zur Zeit befinde ich mich in La Paz, wo ich tagtäglich im Büro meiner Organisation arbeite - vor allem bereite ich mich auf den Unterricht im Dorf vor, unter anderem indem ich die deutschen Texte der, dankeswerterweise vom BG/BRG Freistadt zur Verfügung gestellten, Englisch-Lehrbücher ins Spanische übersetze.
Am letzten Samstag wurde ich vom Stiftungsleiter, Don Franklin Bustillos, zur Hochzeit seiner Nichte eingeladen - einzige Auflage: im Anzug zu erscheinen. Also ging es am Freitag noch zum Schneider, der mir einen Anzug anpasste und am Samstag noch zum Hemd-und-Schuhe-Kaufen. Der Anzug war weniger Problem, da er ja an meine Größe angeschneidert wurde, aber ein passendes Hemd und Schuhe zu finden, war beinahe unmöglich. Das die Ärmel des Hemdes dann bereits in der Armbeuge endeten, störte dann auch niemanden und so halbwegs passende Schuhe fand ich nach einer mehrstündigen Einkaufstour. Hier muss ich beim Schuhekaufen nicht einfach aussuchen wie in Österreich, sondern ich frage zuerst ob sie Schuhgröße 45 ueberhaupt fuehren. Meist ist die Antwort dann sowieso - Oh, nein. Bis maximal Größe 43 habe ich etwas. Aber gut: All den Problemen zum Trotz wurde die Hochzeit, die in einem der teuersten Hotels der Stadt stattfand, ein wunderschönes Fest mit viel Tanz und gutem Essen. Apropro Tanz: Komisch fand ich, dass man zwar in Paaren tanzt, allerdings steht man sich nur gegenueber und eigentlich tanzt dann ein jeder fuer sich. Ich als Österreicher, der gerne engumschlungen Walzer tanzt, fühlte mich zuerst ein wenig verloren und glaubte, meine Tanzpartnerin hatte nicht wirkliches Interesse. Als ich aber merkte, dass keiner so richtig aufeinander abgestimmt tanzte und sie noch mehrmals mit mir das Tanzbein schwang, war ich beruhigt, dass das Problem nicht bei mir lag. :-)
Am Sonntag genoß ich bei einem Spaziergang im Süden der Stadt mit Andreas, dem anderen Praktikaten der Fundación Pueblo, und zwei seiner gerade angekommenen Freunden das schöne Wetter, wurde beim Überqueren eines Baches etwas nass und schmutzig und fuhr zum ersten Mal in meinem Leben mit einem Quad.
Und dann war schon wieder Montag und die neue Arbeitswoche begann, die dieses Mal ein "Jubiläum" brachte. Am letzten Mittwoch war genau Halbzeit meines Aufenthaltes in Bolivien - in ein bisschen weniger als sechs Monaten werde ich schon wieder österreichischen Boden unter den Füssen haben und ich freu` mich schon darauf - vor allem natuerlich auf euch!
Hier noch die Links zu den Fotos, Videos usw:
http://www.youtube.com/watch?v=k3HjOR-1Ym4 (erstes Video vom Karnaval in Oruro)
http://www.youtube.com/watch?v=3IZtWt23JFQ (zweites Video vom Karnaval in Oruro)
auch "derStandard.at" wiedmete sich in einer Lesereise dem Karnaval in Oruro: http://derstandard.at/?id=2777353
Und last but not least: meine Fotos:
Carnaval, Ch`alla, Cochabamba, La Paz


Liebe Grüße aus La Paz,
ich wünsche euch nur das Beste,
Andreas

Freitag, 1. Februar 2008

La Paz - vom Leben in der Großstadt

¡hola a todos!

Nachdem seit meinem letzten Blogeintrag schon wieder einige Zeit vergangen ist, melde ich mich mit diesem Bericht, diesmal aus der Großstadt La Paz, wieder zurueck.
Mittlerweile bin ich seit dem 15. Dezember, mit zwei Reiseunterbrechungen, hier und genieße in vollen Zuegen die Annehmlichkeiten, die das Leben hier zu bieten hat - angefangen von einer warmen Dusche am Morgen, ueber täglichen Internetzugang, sauberem WC bis zu gutem Essen.
Bei meiner Arbeit im Büro der Fundación Pueblo bin ich vor allem mit Übersetzungsarbeiten für die Homepage beschaeftigt - gar nicht so leicht, die eigene Muttersprache. ;-) Weiters habe ich mitgeholfen, ein Buch grafisch zu gestalten, dass eine schweizer Kollegin, Florence Brenzikofer, für LehrerInnen am Land von Bolivien geschrieben hat: Dinámicas y Juegos para la Enseñanza (Übungen und Spiele fuer den Unterricht). In diesem Buch finden sich die "besten" Spiele, die sie in den letzten beiden Jahren bei den Lehrerfortbildungen am Land erklaert hatte, und sollen vor allem den, leider noch immer sehr verbreiteten, Frontalunterricht etwas auflockern. Wer Interesse hat und an einem grauen Winterabend Zeit findet, kann sich die Homepage von Florence, Martin, Pepe, Linus und Nuria einmal ansehen. Sie haben die letzten zwei Jahre in Llallagua, Norden von Potosí, gewohnt und gearbeitet - eben der Stadt, wohin auch ich immer am Wochenende zum Einkaufen, Duschen usw. komme. Link: www.llallagua.ch
Mit meiner Gesundheit ist es halt leider immer noch nicht so wie es sein sollte - Magenprobleme gehoeren sowieso zum Wochenprogramm und letzte Woche habe ich mir auch noch eine kleine Hautinfektion im Gesicht eingefangen - aber nach einem Besuch beim Dermatologen und - wieder einmal - Antibiotika wird es schon wieder besser. Vielleicht sind ja diese Erfahrungen beim Medizinstudium dann hilfreich! ;-)
Noch zwei kleine Erlebnisse hier, die vielleicht typisch fuer Bolivien sind:
1) Bei Regen in einer Strasse in La Paz: Ein Bettler bietet einen, reich aussehenden, Bolivianer um eine Spende. Darauf jener: Frag` doch den Evo! - Hoffentlich ist der Präsident wirklich so volksnah!
2)Letzte Woche war eine Pressekonferenz der Fundación Pueblo mit der Erziehungsministerin angesetzt um das Programm "Schülerpension in Familien" zu bewerben. Alle Vorbereitungen waren abgeschlossen, langsam stellte sich ein wenig Nervösitat bei den Beteiligten ein und dann der Anruf eine halbe Stunde vor Beginn: Die Ministerin wurde gerade abgesetzt --> Pressekonferenz abgesagt - Punto.
Am 24. Jänner wird jedes Jahr das Fest "Alasitas" (Aymara: Kauf von mir!) gefeiert. Bei diesem Markt gibt es jede nur erdenkliche Sache zu kaufen - allerdings als Miniatur. Man kauft jene Sachen, die man in diesem Jahr erreichen will. Diese lässt man dann, entweder von einem Indígena-Priester, oder auch von der kath. Kirche, weihen und hofft, dass es in Erfuellung geht. (Mehr Infos hier, leider nur in Spanisch: http://es.wikipedia.org/wiki/Alasitas) Und jetzt seit ihr sicher neugierig, was ich mir denn so gekauft habe: einen bolivianischen Pass, damit das leidige Visumthema ein Ende hat, ein kleines Haus um eine Wohnung in Wien zu finden, meinen Medizinstudiumabschluss, einen Koffer voller Geld und eine Henne - welche Bedeutung diese wohl haben wird?
Am vergangenen Freitag musste ich schon wieder ausreisen um mein Visum zu verlängern. Mit festem Willen dieses Mal mit 90 Tagen Visum zurueckzukommen, startete ich meine Ein-Tages-Reise nach Peru - bei einem Grenzübergang (Desaguadero) raus, beim nächsten wieder rein (Copacabana). Gewillt, notfalls mit ein paar Bolivianos nachzuhelfen, reiste ich wieder ein - aber, man glaubt es kaum, ohne Diskusion oder sonstiger "erlaubter" Hilfsmittel drueckte der Grenzbeamte den Stempel mit 90 Tagen in meinen Pass. Nicht einmal die Coca Cola, die oft Wunder bewirkt, musste ich "verschenken".
Am Samstag ließ ich mich dann von einem netten Führer durch die größte Kirche La Paz, der San Francisco, schleppen. An sich nicht viel anders als ein Klosterkomplex bei uns - interessant ist aber, dass sich der Kopf des Deutschen Otto Braun, neben anderen sterblichen Überresten von Nationalhelden Boliviens, in der Krypta befindet. (Link: Otto Braun)
Am Sonntag ging es zu den Ruinen von Tiahuanaco, zwei Stunden von La Paz entfernt. Aber seht selbst die Fotos oder mehr Infos hier: www.indianerwww.de/indian/tiahuanaco.htm
Hier noch der Fotolink:
Morgen werde ich dann zum Karnerval nach Oruro aufbrechen - ihr könnt euch auf jeden Fall bereits auf die Fotos freuen!
Saludos de La Paz,
Andreas

Donnerstag, 17. Januar 2008

Salar de Uyuni

¡Hola!
Nachdem ich auch Silvester gut verbracht und überlebt hatte, ging es vom 4. bis 6. Jänner in den "Salar de Uyuni" (weitere Infos: http://www.naturfoto-digital.de/index.php?artikel_id=24)
Für mich brachte diese dreitägige Tour einige der schönsten Augenblicke, die ich bis jetzt in Bolivien erlebt habe, vor allem auch landschaftlich. Aber am Besten seht selbst:
Salar de Uyuni

Saludos de La Paz,
Andreas

Dienstag, 1. Januar 2008

Fotos!

Die Fotos von November und Dezember in Tomaycuri und Llallagua:
4 Monate Bolivien

und von der Reise nach Chile und Peru:
Reise Chile/Peru

Viel Spass!

Liebe Gruesse,
Andreas